Sendung vom 09.11.2011
Filmfälle
Entführung auf offener Straße ("Menschenraub in Schrottauto")
Inhalt
- Dienststelle: Kripo Dortmund
- Beamter im Studio: Kriminalhauptkommissar Aribert Jandrey
- Tattag: 16. April 2011, gegen 16:00 Uhr
- Tatort: Kleine Beurhausstr., Dortmund-Mitte
- Details: 33-jähriger Familienvater lebt mit seiner Freundin und dem gemeinsamen Kind in Dortmund; vorzeitiger Abbruch seiner Ausbildung zum Garten- und Landschaftsbauer; Entzündung an einem Bein, die 2008 auftrat und sich trotz aller ärztlichen Anstrengungen immer weiter ausbreitete; Teil des Hüftknochens zersetzt; erwerbsunfähig; Familie muss mit wenig Geld auskommen; 16. April 2011, gegen 16:00 Uhr: 33-Jähriger auf dem Nachhauseweg; mit Krücken unterwegs; weißer, heruntergekommener Wagen hält neben ihm; zwei unbekannte Männer mit dunkel getönten Sonnenbrillen fragen nach einem Ort; osteuropäischer Akzent; wird in den Wagen gezerrt; verlangen Geld; bedrohen Familie des 33-Jährigen; Opfer wird dauerhaft gewürgt; Täter nehmen Personalausweis an sich; bietet zum Schutz seiner Familie an, bei der Bank Geld abzuheben; übergibt den Tätern 200€; Handgemenge im Auto; 33-Jähriger wehrt sich; wird auf einer grünen Wiese in Dortmund-Derne rausgeworfen; Schock; handelt irrational; humpelt zum Tatfahrzeug und verlangt seine zweite Krücke; wird heftig zurückgestoßen; Täter flüchten; schwerste Verletzungen; beinahe erdrosselt worden; hat anschließend noch Schwierigkeiten, auf seine Situation aufmerksam zu machen und Hilfe zu erhalten; Entführung bis heute einzigartig; Zufallsopfer; Beute: knapp über 200€; Phantombilder; Tatfahrzeug: weißer Kleinwagen älteren Baujahres; eventuell Fiat Punto; quadratisches Kennzeichen;
- Zitate: „Ein Auto, das im Prinzip so aussieht, als käme es direkt vom Schrottplatz.“
- Darsteller: Patrick Finger, Monika Kocher, Jurij Rosstalnyi, Anne Schramm
- Sprecher: Michael Brennicke
- Besonderheiten: Replika des Tatfahrzeugs im Studio
- Belohnung: keine Angaben
- Bewertung: **
- Status: ungeklärt
Nachspiel
Von den ca. 30 Hinweisen nach der Sendung gab es zwei bis drei Interessante die auch weiter überprüft wurden, letztendlich aber nicht zur Ergreifung der Täter geführt haben.
Quelle: Keine heiße Spur zur Entführung in Dortmund nach Sendung „XY ungelöst“ - WR.de/Westfälische Rundschau vom 10. November 2011.
Mord in Modellwohnung ("Süßer Wolfi")
Inhalt
- Dienststelle: Kripo Nürnberg
- Beamtin im Studio: Kriminalhauptkommissarin Dagmar Pannoch
- Tattag: 20. Januar 1986, gegen 12:30 Uhr
- Tatort: Ackerstraße 17, Nürnberg-Steinbühl
- Details: Cold Case; 1986 in Nürnberg; 30-jährige Yvonne N.; seit acht Jahren verheiratet; gelernte Friseurin; arbeitet jedoch seit fünf Jahren als Prostituierte in einer "Modellwohnung"; in den umliegenden Wohnungen leben vor allem US-Soldaten, die in Nürnberg stationiert sind; nur die wenigsten Nachbarn wissen, welcher Arbeit Yvonne N. im 4. Stock nachgeht; ihr Mann hat sich mit ihrem Beruf arrangiert; keine Eifersucht; hat sich früher eine Modellwohnung mit einer Kollegin geteilt; arbeitet seit fünf Monaten alleine; findet die meisten ihrer Kunden über ein Zeitungsinserat, das sie unter dem falschen Namen "Siggi" gestartet hat; 20. Januar 1986, gegen 12:15 Uhr: Anruf einer guten Freundin; wichtigste Zeugin; erwartet den "süßen Wolfi"; muss Telefonat beenden; im Erdgeschoss fällt gegen 12:30 Uhr ein Mann mit Hut und Mantel auf, der auf den Aufzug wartet; elegante Erscheinung; vermutlich der "süße Wolfi"; Ehemann kann die 30-Jährige den ganzen Nachmittag über nicht erreichen; sucht gegen 18:30 Uhr die "Modellwohnung" auf; Betrunkener am Aufzug; findet 30-Jährige leblos in der Badewanne; Kripo kann den betrunkenen Nachbarn als Täter ausschließen; keine Zeugen der Tat; keine Anzeichen eines Kampfes; markanter Schuhabdruck auf den Fliesen des Badezimmers; hochwertige Schuhe mit Gummisohle und Metallabsatz; Haare des Täters am Körper der Toten; vermutlich der "Süße Wolfi"; früherer Kunde; kein sexueller Kontakt; Tötungsabsicht; zusammengeschlagen und erwürgt; Täter fesselt totes Opfer; durch Drosseln mit einem Büstenhalter und einem Strumpf wurde Yvonne N. regelrecht "übergetötet"; ertränkte sein Opfer zusätzlich in der Badewanne; wollte absolut sicher sein, dass Yvonne N. tot ist; Edle-Schuhe-Fetisch; DNA-Spur des Täters;
- Tatverdächtig: "süßer Wolfi": ca. 50 Jahre alt und etwa 170 bis 175 cm groß, schlank, vermutlich kurze graumelierte Haare, elegante Erscheinung (Hut und Mantel),
- Zitate: „Yvonne N. wurde von ihm [dem Täter] praktisch dreifach getötet.“
- Darsteller: Robert Frank, Zarah Löwenthal
- Sprecher: Michael Brennicke
- Musik: "When the going gets tough, the tough get going" (Billy Ocean) / "Jeanny" (Falco) / "A kind of magic" (Queen) / "Sledgehammer" (Peter Gabriel)
- Belohnung: 5.000 €
- Bewertung: **
- Status: ungeklärt
Nachspiel
Zwei Tage nach der Sendung waren zwar verschiedene 140 Hinweise eingegangen, wie es danach aber weiterging, ist nicht bekannt.
Quelle: Südstadt-Mord: 140 Hinweise an die Polizei - nordbayern.de vom 11. November 2011.
Überfall mit Maschinenpistole ("Supermarktkammer")
Inhalt
- Dienststelle: Kripo Niebüll
- Beamter im Studio: Kriminalhauptkommissar Uwe Meyer
- Tatzeit: 13. Dezember 2010, gegen 15:00 Uhr
- Tatort: Mittelgroßer Supermarkt in Leck/Nordfriesland
- Details: CZ Škorpion: Maschinenpistole; in den 70er / 80er Jahren in kriminellen Kreisen aufgrund ihrer Leichtigkeit und kompakten Bauweise besonders beliebt; Leck, Kreis Nordfriesland: Supermarkt dicht an der dänischen Grenze; fast 30 Mitarbeiter; knapp 8.000 Einwohner; Polizeistation nur wenige Meter vom Supermarkt entfernt; 13. Dezember 2010, gegen 15:00 Uhr: Täter betritt Supermarkt; schleicht sich ins Büro; einer der wenigen Räume im Supermarkt, die nicht gesondert gesichert sind; versteckt sich kurz nach 15:00 Uhr in einem Abstellraum des Büros; ausgestattet mit scharfer Maschinenpistole und Handgranate; Inhaber kehrt von der Bank zurück; hat die letzten Tageseinnahmen zur Bank gebracht; arbeitet für gewöhnlich vom Nachmittag an bis zum Feierabend im Büro; Supermarkt wird gegen 18:30 Uhr geschlossen; danach werden die Tageseinnahmen in den Tresor gelegt; warum der Täter nicht bis zum Kassenschluss mit seinem Vorhaben wartet, ist unklar; begibt sich gegen 16:00 Uhr aus seinem Versteck; bedroht den Inhaber und fordert Geld; lässt den Tresor öffnen; mit der geringen Beute unzufrieden; Schuss in die Decke; Täter flüchtet; Inhaber ruft sofort die Polizei; Polizei ein paar Sekunden zu spät; hohe Risikobereitschaft des Täters; sehr gefährlich; kein Insiderwissen; qualitativ gute Aufnahmen des Täters;
- Zitate: „Der Inhaber des Geschäfts fühlt sich sicher, auch weil noch nie was passiert ist.“ (Sprechertext Michael Brennicke) / „Dann nehm' ich eben noch eine Salami-Pizza dazu.“
- Darsteller: Oliver Bode, Constantin Gastmann, Sabine Gutberlet, Hildegard Krost
- Sprecher: Michael Brennicke
- Besonderheiten: Tatwaffe - CZ Škorpion - im Studio
- Belohnung: 1.000 €
- Bewertung: *
- Status: ungeklärt
Nachspiel
Attentate auf Unternehmerfamilie ("Wild-West in Bad Saarow")
Inhalt
- Dienststelle: Kripo Frankfurt/Oder
- Beamter im Studio: keiner
- 1. Tattag: 22. August 2011, gegen 22:00 Uhr
- 2. Tattag: 02. Oktober 2011, gegen 07:30 Uhr
- Tatort: Friedrich-Engels-Damm, Bad Saarow
- Details: maskierter Mann in Tarnkleidung; terrorisiert die Familie eines bekannten und reichen Immobilien-Unternehmers; Schauplatz des Verbrechens ist das Anwesen der Familie in Bad Saarow; 22. August 2011: Ehefrau des Unternehmers wird gegen 22:00 Uhr vor dem Haus von einem maskierten Unbekannten angegriffen; mit einer Schlagwaffe fügt er der 58-Jährigen schwere Verletzungen zu; zurück bleibt eine Art "Kette", die der Täter verloren hat; möglicherweise der Trageriemen eines MP3-Players mit dem Aufdruck "SAMSUNG"; sechs Wochen später: 02. Oktober 2011: am frühen Morgen geht die Tochter der Familie zur Pferdekoppel, etwa 250m vom Haus entfernt; wird von einem Bodyguard begleitet; Unbekannter in Tarnkleidung taucht erneut auf; diesmal mit einer Schusswaffe bewaffnet; schießt mehrfach auf die 23-Jährige; Bodyguard wirft sich dazwischen; lebensgefährlich verletzt; querschnittsgelähmt; Motiv für die Mordversuche völlig unklar; Familie ist an einem geheimen Ort untergetaucht; zweifacher versuchter Mord;
- Tatverdächtig: unbekannter Mann in Militär-Tarnkleidung und Sturmhaube
- Zitate: "Ein maskierter Mann in Tarnkleidung, offenbar getrieben durch den Willen zu töten."
- Sprecher: Michael Brennicke
- Besonderheiten: sehr kurzer "Film" - es werden nur Bilder der Örtlichkeiten gezeigt inklusive eines Sprechertextes
- Belohnung: 50.000 €, ausgesetzt von der betroffenen Familie
- Bewertung: **
- Status: geklärt
Nachspiel
Im September 2013 wurde in Berlin-Köpenick ein 46-jähriger Verdächtiger festgenommen, der durch Gewalttaten aufgefallen war und als Einsiedler auf einer Insel im Seddinsee sowie auch in den Wäldern um Berlin lebte. Er war bereits kurz nach der Tat vernommen wurden, aber aufgrund falscher Angaben, die er machte, nicht weiter belangt.
"Verdächtiger im Storkow-Fall streitet Taten ab" - Berliner Tagesspiegel vom 19. September 2013.
Prozess: "Anklage gegen den Maskenmann von Storkow" Spiegel online vom 30. Januar 2014.
Urteil: "Mario K. muss lebenslänglich in den Knast! - bild.de vom 12. Juni 2015.
Der Maskenmann hat jetzt in diesen Tagen im Herbst 2019 versucht aus dem Gefängnis auszubrechen: Nach Fluchtversuch: "Maskenmann" nun auf Abschirmstation - Berliner Morgenpost vom 2. Oktober 2019.
XY-Preisträger
- Kandidat: Jörg H. aus Oberhausen
- Tattag: 13. April 2010, gegen 00:30 Uhr
- Details: 47-jähriger Kandidat kommt von einer Vereinsversammlung seines Vereins; fährt nach Hause; etwa zur gleichen Zeit verlässt eine junge Frau ihre Wohnung; hat es eilig, da sie zur Nachtschicht muss und ihren Autoschlüssel nicht finden konnte; beschließt daher, zu Fuß zu gehen; abgelegene einsame Verbindungsstraße; junger Mann spricht die Frau vulgär an und bedrängt sie; versucht verzweifelt sich loszureißen; kein Autofahrer erblickt dies bzw. hilft; Jörg H. beobachtet die Szene beim Vorbeifahren; dreht um; beide verschwunden; nimmt einen Gegenstand zur Selbstverteidigung mit; erblickt den Täter und sein Opfer; verhindert brutale Vergewaltigung; Täter bereits polizeilich in Erscheinung getreten; DNA-Spuren an der Jacke des Opfers; Gefängnisstrafe von zwei Jahren und vier Monaten;
- Zitate: „Hey, wie sieht's aus mit 'ner schnellen Nummer?“
- Darstellerin: Anna Ewelina
- Laudator: Christian Berkel
- Besonderheiten: vorgestellt in der Sendung vom 21.09.2011
- Bewertung: **
Nachspiel
XY-Preisträger
Inhalt
- Kandidat: Georg B. aus Hürnheim in Ries
- Tattag: 23. April 2011, gegen 03:30 Uhr
- Details: Ostern 2011; 21-jähriger Georg B.; stammt aus einem kleinen Dorf in Bayern; arbeitet als Maler und Lackierer; besucht seine Schwester in Berlin; ist bis etwa 03:30 Uhr am Morgen in der Stadt unterwegs; U-Bahnhof Friedrichstraße; außer ihm befinden sich noch etwa 15 weitere Personen am Bahnsteig; zwei junge Männer pöbeln andere Menschen an; konzentrieren sich auf einen 29-Jährigen; Georg B. mischt sich ein und will die Situation klären; 29-Jähriger versucht der Situation zu entfliehen; 18-Jähriger folgt ihm; sein Komplize versucht Georg B. abzuschütteln; 29-Jähriger wird brutal zusammengeschlagen; mehrere Tritte gegen den Kopf; Georg B. greift als Einziger ein; Rangelei; Täter können flüchten; stellen sich nach der Veröffentlichung des Überwachungsvideos der Polizei; Schädelhirntrauma; versuchter Totschlag;
- Zitate: „Was guckst du mich denn jetzt so an hier? Ist das ein Kino oder was?“
- Laudator: Claus Theo Gärtner
- Besonderheiten: vorgestellt in der Sendung vom 03.08.2011
- Bewertung: ***
Nachspiel
XY-Preisträger
Inhalt
- Kandidat: Miroslaw S. aus Calau
- Tattag: August 2007
- Details: 50-jähriger LKW-Fahrer Miroslaw S.; seit 33 Jahren Berufskraftfahrer; Auftrag: Tiefkühlfleisch zu transportieren; mit der offiziellen Kategorie "K3" klassifiziert: für den menschlichen Verzehr ungeeignete Fleischabfälle; Herstellung von Katzen- und Hundefutter; Empfänger des Tiefkühlfleischs tätig in der Fleisch- und Wurstfabrik; Miroslaw S. verfügt über Kenntnisse über die Klassifizierungsstufen von Fleisch; wird zu einer von außen kaum einsehbaren Stelle gelotst; Firmenchef selbst hilft bei der Entladung; Entfernung der "K3"-Plaketten; ungeschriebenes Gesetz unter LKW-Fahrern: man redet nicht über Kunden oder deren Fracht; 50-Jähriger ignoriert diese Regel einmal; meldet den Vorfall, doch wird von Behörde zu Behörde verwiesen; hartnäckig; dritter Anruf; Veterinäramt; unangemeldete Untersuchung der Firma; werden nicht direkt fündig; Gammelfleisch sollte an einen ahnungslosen Berliner Dönerhersteller weiterverkauft werden;
- Zitate: „Ohne Miroslaw S. wäre einer der größten Lebensmittelskandale in der Geschichte der Bundesrepublik vermutlich nie aufgedeckt worden.“
- Laudator: Paul Frielinghaus
- Besonderheiten: vorgestellt in der Sendung vom 12.10.2011
- Bewertung: *
Nachspiel
XY-Sonderpreis
Inhalt
- Kandidat: Marcel G. aus Teterow
- Tattag: 22. Juli 2011, von 15:22 Uhr bis
- Details: Oslo (Norwegen), 22. Juli 2011: im Regierungsviertel explodiert eine Autobombe; acht Menschen sterben; Attentäter: Anders Behring B.; radikaler Islam-Hasser; steuert nach der Tat ein neues Ziel an; 30km von Oslo entfernt: norwegische Insel Utøya; 32-jähriger Marcel G. macht am gegenüberliegenden Campingplatz Urlaub mit seinen Eltern; vor 2,5 Jahren ist der Dachdecker von Teterow nach Norwegen ausgewandert; hören plötzlich Schüsse; vermuten zuerst Feuerwerk; Aussichtspunkt; sieht Menschen im Wasser, die versuchen von der Insel Utøya wegzuschwimmen; als Polizist verkleidet ist Anders Behring B. auf die Insel gefahren; in einem Zeltlager/Feriencamp schießt er wahllos auf Kinder, Jugendliche und Betreuer; Marcel G. schnappt sich ein Motorboot und fährt zu den schwimmenden Kindern hin; haben auch panische Angst vor ihm; verteilt Rettungswesten; vertrauen ihm schließlich; weitere Urlauber helfen mit ihren Booten; etwa 150 Menschen können auf diese Weise aus dem eiskalten Wasser gerettet werden; Marcel G. fährt immer wieder raus und rettet rund 30 Menschen das Leben; blendet Gefahr aus; Massaker dauert fast 90 Minuten; Attentäter ergibt sich; 77 Menschen ermordet; unfassbares Verbrechen;
- Zitate: "Man muss die Leute im Wasser sehen, die Hilfe brauchen. Man kann dann nicht anders."
- Laudator: Rudi Cerne
- Besonderheiten: in keiner XY-Sendung vorgestellt; Thematisierung der Anschläge in Norwegen 2011
- Bewertung: *
Nachspiel
Überfall mit Bombendrohung ("Falsche Dolce & Gabbana-Tasche")
Inhalt
- Dienststelle: LKA Berlin
- Kommissar im Studio: Kriminaloberkommissar Sascha Haug
- Tattag: 03. März 2011, ca. 10:08 Uhr
- Tatort: Steglitzer Damm 26, Berlin-Steglitz
- Details: Der unmaskierte Bankräuber betritt die Bank, wird dabei von der Überwachungskamera aufgenommen und wartet in der Schlange, bis er dran ist. Er spricht kein Wort, sondern legt der Bankangestellten nur einen Zettel vor, auf dem er 40.000 € fordert. In seiner falschen "Dolce & Gabbana"-Tasche befindet sich angeblich eine Bombe, die per Knopfdruck gezündet werden kann. Sie zeigt den Brief ihrem jungen Kollegen, der den Drohbrief zunächst für einen Witz hält, dann aber der Kollegin in der brenzligen Situation hilft. Er behält die Nerven und erklärt dem Täter, dass hier oben am Schalter keine 40.000 € verfügbar sind. Der Täter will nicht in den Tresor im Keller, wo die Geldreserven liegen, akzeptiert aber die ihm angebotenen Fremdwährungen. Der Überfall dauert knappe fünf Minuten und weder Kunden noch weitere Kollegen bekommen davon etwas mit. Der Täter kann unerkannt entkommen. Er lässt aber die Tasche in der Bank. Als diese entdeckt wird verlassen alle Bankangestellten und Kunden fluchtartig das Gebäude. Messer- und Taschenexperten werden von der wenig später eintreffenden Polizei befragt, der Steglitzer Damm wird komplett für den Verkehr gesperrt und zwei komplette Wohnblocks werden evakuiert. Statt einer Bombe waren Frostschutzmittel und ein französisches Taschenmesser in der Tasche. Es handelt sich um ein teueres Sammlerstück und eine Vertragshändlerin entlarvt die vermeintliche "Dolce & Gabbana"-Tasche als billige Kopie. "Mantrailer" kommen zum Einsatz, jedoch ohne Erfolg.
- Zitate: „Der schreibt, die Bombe ist in der Tasche.“ - „Scheiße!“ - „Schnell alle raus hier!“
- Darsteller: Carola Bambas, Dunja Bengsch, Thomas Harbort, Silvia de Leonardis, Andreas Neckritz, Alexander Pelz, Udo Suchan, Karina Thayenthal
- Sprecher: Michael Brennicke
- Belohnung: nicht bekannt
- Bewertung: *
- Status: ungeklärt
Nachspiel
Hier noch ein Artikel des Berliner Kurier vom August 2012. Es haben sich demnach keine neuen Ansatzpunkte für weitere Ermittlungen ergeben, der Fall bleibt weiter ungeklärt.
Quelle: Berlin XY ungelöst „In meiner Tasche ist eine Bombe ...“ - Berliner Kurier vom 17. August 2012.
Die Studiofälle der Sendung:
- SF 1: Kripo Augsburg - Polizeibeamter ermordet: 41-jähriger Polizeihauptmeister Mathias V. aus Augsburg; zweifacher Familienvater; Mathias V. und seine 30-jährige Kollegin sind am 28. Oktober gegen 02:50 Uhr im Siebentischwald, südöstlich der Innenstadt von Augsburg, unterwegs, als ihnen zwei Männer auffallen, die plötzlich davonrasen; Verfolgungsjagd; Täter stürzen auf einem Waldweg; Beamte steigen aus dem Auto; dramatischer Schusswechsel; 41-Jähriger wird von mehreren Kugeln getroffen; stirbt noch am Tatort; 30-jährige Kollegin erleidet einen Streifschuss; möglicherweise auch Täter verletzt; beide Männer konnten flüchten; Täter trugen schwarze Sporttasche mit sich; Inhalt unklar; zurückgelassenes Motorrad: Honda CB 500 in einem seltenen Grau; zwei Wochen zuvor in Ingolstadt gestohlen worden; Kennzeichen ausgetauscht: "A L 307"; Verbleib des Original-Kennzeichens ("IN HW 8") unklar; Motorradhelm: CRIVIT Sports Jethelm; Frühjahr 2011 von LIDL bundesweit verkauft; auch anonyme Hinweise möglich; Belohnung: 55.000 €;
Geklärt: Von Anfang an gab es beim Polizistenmord an dem zweifachen Familienvater Mathias V. wilde Spekulationen, dass der Nationalsozialistische Untergrund (NSU), der am 04. November 2011 aufgeflogen und öffentlich bekannt wurde, auch mit diesem Mordfall in Verbindung steht. Die Kripo Augsburg ermittelte daher mit Hochdruck in diese Richtung, konnte jedoch einen Zusammenhang zum Mord an der Polizistin Michèle K. in Heilbronn und den weiteren durch den NSU verübten Morden schnell ausschließen. Die Waffen des NSU unterschieden sich von den Tatwaffen der bis dato unbekannten Täter aus Augsburg und ein Vergleich der DNA-Spuren verlief ebenfalls negativ.
Die 40-köpfige Sonderkommission "Spickel", die noch am 28. Oktober 2011 eingerichtet wurde, fahndete mit allen verfügbaren Ressourcen intensiv nach den Tätern. Aufgrund der Brutalität und Skrupellosigkeit der Täter und der Tatsache, dass ein Polizeibeamter erschossen wurde, erhielt der Mordfall von Beginn an eine überdurchschnittlich hohe mediale Präsenz. Die Soko "Spickel" entschied sich zudem für eine Öffentlichkeitsfahndung in "Aktenzeichen XY" in der Sendung vom 09.11.2011, um den Fall einer breiten Öffentlichkeit detailreich schildern zu können. Anders als bei Studiofällen üblich, präsentiert Rudi Cerne die Einzelheiten des Falles nicht selbstständig, sondern mit Unterstützung des Kriminalhauptkommissars Helmut Sporer, welcher von der derzeitigen Ermittlungsarbeit berichtet und die XY-Zuschauer um Hinweise zu den tatrelevanten Fragen bittet. Darüber hinaus wurde eine Belohnung von 55.000€ für zielführende Hinweise ausgelobt.
Ab Dezember 2011 wurde die Belohnung für Hinweise, die zur Aufklärung der Tat führen, von 55.000€ auf 100.000€ aufgestockt. Das Hinweisaufkommen aus der Bevölkerung war ausgesprochen groß, allein in den ersten zwei Monaten erreichten die Soko "Spickel" mehr als 1000 Hinweise. Bis zum 30. Dezember 2011 wurden mehr als 850 Spuren ausgewertet. Ende Dezember 2011 wurden schließlich zwei Festnahmen im Zusammenhang mit dem Mordfall getätigt. Einem der Tatverdächtigen, dem 56-jährigen Rudolf R., konnten am Tatort gefundene DNA-Spuren zugeordnet werden. Der 56-Jährige hatte bereits 1975 den Augsburger Polizisten Bernd-Dieter K. (30) erschossen und war nach 19 Jahren aus dem Gefängnis entlassen worden. Bei dem zweiten Täter handelt es sich um den Bruder des Festgenommenen Raimund M. (58). In der Sendung vom 11.01.2012 wird über die Festnahme zweier Tatverdächtiger berichtet und um weitere Hinweise bezüglich zu den mutmaßlichen Tätern, deren Fahrzeuge und deren Waffen gebeten. Die Staatsanwaltschaft Augsburg erhob im Herbst 2012 Anklage beim Landgericht Augsburg. Dies war der dritte Augsburger Polizistenmord seit 1945.
Am 21. Februar 2013 wurde unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen vor dem Landgericht Augsburg der Prozess gegen die Brüder Rudolf R. und Raimund M. eröffnet. Beide Angeklagten bestritten die Tat. Es handelte sich um einen Indizienprozess, für den knapp 50 Verhandlungstage geplant waren und 200 Zeugen gehört wurden. Als Nebenkläger traten die Witwe des ermordeten Polizisten Mathias V. sowie die verletzte Polizistin auf. Laut Staatsanwaltschaft galt der Hauptbeschuldigte Rudolf R. als „sozial unangepasster Waffennarr, der schießwütig agiert, wenn er in Konfliktsituationen gerät“. Rudolf R. verweigerte am 1. Prozesstag jede Aussage und rief nach Verlesung der Anklage: „Es ist müßig, auf diese Grimms Märchen zu reagieren.“ Als der Antrag abgelehnt wurde, von den angelegten Fußfesseln befreit zu werden, bezeichnete R. den Staatsanwalt Hans-Peter Dischinger als „Drecksack“.
Sowohl der 58-Jährige als auch sein Bruder wurden durch DNA-Spuren und weitere Indizien belastet, die Indizienkette galt als "erdrückend". Im Umfeld der beiden wurde ein ganzes Waffenarsenal, teils aus Kriegswaffen bestehend, sichergestellt. Beide sollen kurz vor dem Polizistenmord einen Raubüberfall vorbereitet haben und dabei von den zwei Beamten gestört worden sein. Gutachtern des Bundeskriminalamtes gelang der Nachweis, dass beschlagnahmte Kalaschnikow-Schnellfeuergewehre mit dem Verbrechen in Zusammenhang standen. Die vom Amtsgericht Augsburg durch Beschluss angeordnete Einzelhaft vom 09. Juli 2012 gegen Raimund M. führte zu einer strengen Isolierung des Gefangenen in der Justizvollzugsanstalt Straubing und war mitursächlich für dessen schwere Erkrankung. M. wurde wegen seiner körperlichen Gebrechen für „vorläufig verhandlungsunfähig“ erklärt. Ebenso saß der Bruder Rudolf R. in Einzelhaft. Wegen beginnender psychischer Beeinträchtigungen wurde der Beschluss gegen diesen aufgehoben, um zu verhindern, dass er ebenfalls verhandlungsunfähig werden würde.
Die Strafkammer des Landgerichtes Augsburg verurteilte Rudolf R. am 27. Februar 2014 zu lebenslanger Freiheitsstrafe und ordnete die anschließende Sicherungsverwahrung an. Er wurde wegen Mordes mit besonderer Schwere der Schuld und versuchten Mordes verurteilt. Eine Anwältin der Nebenkläger kommentierte dies mit den Worten: „Er [der Angeklagte] hat sich wirklich die Hinrichtung gegönnt.“ Die Verhandlung gegen Raimund M. wurde wegen Verhandlungsunfähigkeit (Parkinson-Krankheit) zunächst ausgesetzt. Am 22. September 2014 wurde der Prozess erneut aufgenommen. Daraufhin wurde M. am 05. März 2015 zu lebenslanger Haft mit besonderer Schwere der Schuld verurteilt, allerdings ohne Sicherungsverwahrung. Eine Revision vor dem Bundesgerichtshof im März 2015 wurde abgewiesen, sodass das Urteil des Landgerichts Augsburg weiter in Kraft blieb.
Zudem wurden beide wegen des zweifachen Raubüberfalls auf eine Werttransportfirma, dem FF 2 der Sendung vom 25.02.2009, und zwei weiteren Überfällen verurteilt. Ein Abgleich des Waffenarsenals der beiden Brüder mit den am Tatort gefundenen Patronenhülsen erbrachte hierbei eine Übereinstimmung. Der überlebenden Polizeibeamtin, die bei der Tat schwer traumatisiert wurde, sprach das Landgericht in einem separaten Zivilverfahren Anspruch auf die Zahlung von Schmerzensgeld durch die beiden Täter zu. 2018 geriet der Haupttäter Rudolf R. erneut in die Schlagzeilen, als er im Besucherraum der Justizvollzugsanstalt Diez einen versuchten Mord an einer Frau vereitelte.
XY-Update:
- FF 4 der Sendung vom 28.05.2008 und SF 2 der Sendung vom 31.05.2007: Viereinhalb Jahre nach dem Mord an der Polizistin Michèle K. in Heilbronn und dem versuchten Mord an ihrem Kollegen „überschlugen sich die Ereignisse“, so Rudi in der Ankündigung, dass nach einem Banküberfall am 04.11.2011 in Eisenach die beiden Bankräuber tot in einem brennenden Wohnmobil aufgefunden wurden. Die Täter hatten das Fahrzeug angezündet und sich selbst erschossen. Die Polizei fand neben den beiden Leichen „ein ganzes Waffenarsenal“, (Rudi). Darunter die beiden Dienstwaffen vom Polizistenmord in Heilbronn. Dann explodierte in Zwickau ein Haus in dem die Bankräuber zusammen mit einer Frau gewohnt hatten. Es werden noch keine Namen genannt, aber Bilder der getöteten Bankräuber und ihrer überlebenden Mitbewohnerin wurden gezeigt. Auch gab es Spekulationen über einen möglichen Zusammenhang zum Polizistenmord an Mathias V. in Augsburg (Siehe Studiofälle). Wenig später wurden die getöteten Uwe B., Uwe M. und die überlebende Beate Z. dann als Haupttäter des Nationalsozialistischen Untergrundes NSU öffentlich bekannt. Siehe dazu den Wikipedia-Artikel.
- FF 2 der vorherigen Sendung: In der letzten Sendung hat "Aktenzeichen XY" über den Fall eines ermordeten Babys berichtet. Der tote Säugling wurde in einem Altkleidercontainer gefunden. Bei "XY" wurde eine Zeichnung gezeigt, auf der eine verdächtige Frau abgebildet wurde, bei der es sich vielleicht um die Mutter des toten Säuglings handelt. Dazu meldete sich um 21:14 Uhr ein unbekannter Anrufer, der sächsisch sprach und etwas über das Auto der verdächtigen Frau zu wissen schien. Diesen Hinweisgeber bittet die Kripo Zwickau sich unbedingt nochmal zu melden, da er möglicherweise wichtige Informationen besitzt.
XY Gelöst:
- keine gelösten Fälle in dieser Sendung
Erste Ergebnisse
"Süßer Wolfi" bald identifiziert?
- Nach XY: Hinweise zu Prostituiertenmord / 40 Anrufe zu Polizistenmord
Große Resonanz auf den Mord an einer Prostituierten aus Nürnberg im Jahr 1986. Hierzu erhielt Kriminalhauptkommissarin Dagmar Pannoch mehrere vielversprechende Anrufe. Ein XY-Zuschauer konnte sogar den Namen eines Mannes nennen, der in den 80er Jahren als "süßer Wolfi" bekannt gewesen sein soll. Er soll auch häufig in Bordellen verkehrt haben.
Nach dem Fahndungsaufruf zum Polizistenmord in Augsburg meldeten sich im Studio und bei der Augsburger Polizei etwa 40 Zuschauer. Die meisten Hinweise bezogen sich auf die gezeigte Tasche, die die unbekannten Mörder des Polizeibeamten Mathias V. dabei gehabt haben sollen. „Ein paar Anrufer nannten auch konkrete Namen. Diesen Hinweisen werden wir nun nachgehen“, so der Erste Kriminalhauptkommissar Helmut Sporer von der ermittelnden Soko "Spickel".
Optimistisch zeigten sich nach der Sendung auch Kriminalhauptkommissar Aribert Jandrey von der Kripo Dortmund und sein Kollege aus Niebüll, Kriminalhauptkommissar Uwe Meyer. Jandrey hatte im Fall eines jungen Mannes gefahndet, der an helllichten Tag entführt und zur Herausgabe von Bargeld gezwungen worden war. Aufgrund der gezeigten Phantombilder wurden der Kripo Dortmund mehrere Namen verdächtiger Personen genannt.
Auch zum Überfall auf einen Supermarkt in Leck gab es einige interessante Anrufe für die Kripo Niebüll. Mehrere XY-Zuschauer sind überzeugt, den gesuchten Mann auf den Bildern der Überwachungskamera erkannt zu haben.
(Quelle: ZDF)
Bemerkungen
- Nachbildung des Tatfahrzeugs aus dem Filmfall 1 im Studio
- Tatwaffe des Filmfall 3 - CZ Škorpion (Maschinenpistole) - wird im Studio präsentiert
- Preisträger des XY-Preises im Studio anwesend
- Anschläge in Norwegen im Juli 2011 werden thematisiert
Vorherige reguläre Sendung: Sendung vom 12.10.2011
Zur 2. Sondersendung der Reihe "Wo ist mein Kind?": Sendung vom 02.11.2011
Nächste Sendung: Sendung vom 14.12.2011