VF 069 (Sendung vom 02.11.1980): Unterschied zwischen den Versionen
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=== {{Anker|FF1}}Teure Luft im Heizöltank === | === {{Anker|FF1}}Teure Luft im Heizöltank === | ||
* '''Details:''' Jahreszeitbedingt werden kriminelle Geschäfte auf dem Heizölmarkt unter die Lupe genommen: Hauptschullehrer Franz Reuter aus Düsseldorfer Vorstadt bewohnt kleines Einfamilienhaus mit Ölheizung. Hat sich mit Belastung durch steigende Ölpreise resignierend abgefunden. Bekommt neue Lieferung, staunt über satten Preis von 829,40 DM. Zwar sind Literpreise in letzten Jahren drastisch gestiegen (auf jetzt 0,58 DM), aber auch Liefermenge von 1.430 l wundert ihn. Tankwagenfahrer verweist auf geeichte Zähler am Fahrzeug, rät zu Überprüfung des Brenners. Die ergibt keine Mängel an der Heizung, Monteur bringt stattdessen Manipulation bei Tankwagen ins Spiel. Er habe Gerüchte gehört und kenne Fahrer, der deutlich über seine Verhältnisse lebe. Empfiehlt Einbau von Peilstab in Tank, um genaue Liefermenge zu messen. Herr Reuter befolgt den Rat, stellt unmittelbar vor nächster Lieferung fest, dass noch für 900 l Platz ist im Tank. Fahrer ist während Betankung unbeobachtet, trickst durch Ablassen von Luft aus leerer Tankkammer. Hat Gasmessverhüter kurzgeschlossen, so dass Zählwerk trotz Luftstroms weiterläuft. Herr Reuter stellt im Keller fest, dass Tank tatsächlich voll wurde. Fahrer rechnet aber Liefermenge von 1.120 l ab. Herr Reuter quittiert Lieferung zähneknirschend, verfolgt dann aber Tankwagen unauffällig mit Auto durch Stadt, um Hintergründe aufzudecken. Merkt sich andere Kunden des Fahrers. Tankwagen steuert schließlich verlassenes Fabrikgelände am Stadtrand an, wo Fahrer Öl am Zählwerk vorbei in alten Tank leitet. Herr Reuter erfährt von Nachbarin, dass Tankwagen fast jeden Abend herkommt. Da kreuzen sich Blicke von Herrn Reuter und dem Fahrer: Dieser erschrickt etwas, er ist ertappt. Herr Reuter hat illegales Zwischenlager mit Umsatz von vielen Tausend Litern enttarnt. | * '''Details:''' Jahreszeitbedingt werden kriminelle Geschäfte auf dem Heizölmarkt unter die Lupe genommen: Hauptschullehrer Franz Reuter aus Düsseldorfer Vorstadt bewohnt kleines Einfamilienhaus mit Ölheizung. Hat sich mit Belastung durch steigende Ölpreise resignierend abgefunden. Bekommt neue Lieferung, staunt über satten Preis von 829,40 DM. Zwar sind Literpreise in letzten Jahren drastisch gestiegen (auf jetzt 0,58 DM), aber auch Liefermenge von 1.430 l wundert ihn. Tankwagenfahrer verweist auf geeichte Zähler am Fahrzeug, rät zu Überprüfung des Brenners. Die ergibt keine Mängel an der Heizung, Monteur bringt stattdessen Manipulation bei Tankwagen ins Spiel. Er habe Gerüchte gehört und kenne Fahrer, der deutlich über seine Verhältnisse lebe. Empfiehlt Einbau von Peilstab in Tank, um genaue Liefermenge zu messen. Herr Reuter befolgt den Rat, stellt unmittelbar vor nächster Lieferung fest, dass noch für 900 l Platz ist im Tank. Fahrer ist während Betankung unbeobachtet, trickst durch Ablassen von Luft aus leerer Tankkammer. Hat Gasmessverhüter kurzgeschlossen, so dass Zählwerk trotz Luftstroms weiterläuft. Herr Reuter stellt im Keller fest, dass Tank tatsächlich voll wurde. Fahrer rechnet aber Liefermenge von 1.120 l ab. Herr Reuter quittiert Lieferung zähneknirschend, verfolgt dann aber Tankwagen unauffällig mit Auto durch Stadt, um Hintergründe aufzudecken. Merkt sich andere Kunden des Fahrers. Tankwagen steuert schließlich verlassenes Fabrikgelände am Stadtrand an, wo Fahrer Öl am Zählwerk vorbei in alten Tank leitet. Herr Reuter erfährt von Nachbarin, dass Tankwagen fast jeden Abend herkommt. Da kreuzen sich Blicke von Herrn Reuter und dem Fahrer: Dieser erschrickt etwas, er ist ertappt. Herr Reuter hat illegales Zwischenlager mit Umsatz von vielen Tausend Litern enttarnt. | ||
* '''Darsteller:''' Hans Künster als | * '''Darsteller:''' Hans Künster als Franz Reuter, Gottfried Mehlhorn als Tankwagenfahrer #1, Helmut Everke als Monteur, Peter Hohberger als Tankwagenfahrer #2 | ||
* '''Zitate:''' Studio-Ede: „Es sind nicht nur die Scheichs und die Multis, die die Rechnung für die warme Stube kräftig beeinflussen.“ Herr Reuter nach Feststellung des Betrugs zum Fahrer: „Hmm, sind es ja doch wieder über Tausend geworden. Hätt ich gar nicht gedacht“ | * '''Zitate:''' Studio-Ede: „Es sind nicht nur die Scheichs und die Multis, die die Rechnung für die warme Stube kräftig beeinflussen.“ Herr Reuter nach Feststellung des Betrugs zum Fahrer: „Hmm, sind es ja doch wieder über Tausend geworden. Hätt ich gar nicht gedacht“ | ||
* '''Bewertung:''' *** Klassiker | * '''Bewertung:''' *** Klassiker | ||
* '''Besonderheiten:''' KHK Hummel vom LKA Stuttgart benennt Tricks der Heizölgangster: Neben Luftbetankung und Zählermanipulation auch Ausdehnung des Öls durch Erwärmung sowie Wasserzusätze möglich. Tankwagenkontrollen haben bis zu 40 Prozent Beanstandungen ergeben. Demnach jährlich Diebstahl von einigen Hunderttausend Tonnen Öl anzunehmen. Ede empfiehlt Broschüre „Luft statt Heizöl?“ des LKA Stuttgart mit Tipps: Während Betankung beim Wagen bleiben, Schauglas und Zähler beobachten, ggf. Peilstab in eigenen Tank einbauen lassen / Hervorstechender Fall aufgrund spezieller Thematik und höchst ungewöhnlicher Dramaturgie, bei der Betrugsopfer aus Schaden klug wird, Vorkehrungen trifft und am Ende Betrüger im Stile eines Privatdetektivs selbst bloßstellt | |||
=== {{Anker|FF2}}Krumme Geschäfte mit kahlen Köpfen === | === {{Anker|FF2}}Krumme Geschäfte mit kahlen Köpfen === | ||
* '''Details:''' Friedhelm Jost, Techniker bei Kundendienst für Haushaltsgeräte, leidet unter seiner ausgeprägten Glatze. Ist 31 Jahre alt, wird wegen hoher Stirn oft für deutlich älter gehalten, außerdem von Kollegen aufgezogen, reagiert darauf gereizt. Meldet sich öfters auf Werbung zu Haarwuchsmitteln, bekommt in der Folge immer weitere Zusendungen dazu, da Firmen Adressen untereinander austauschen. Erhält diesmal Einladung von Haarinstitut aus Hildesheim zu Verlosung von Gratis-Toupet im Wert von 1.200 DM, schickt Postkarte zurück. Erledigt anschließend Reklamation bei attraktiver Frau Bornschein, die ihn am Telefon als „älterer Herr“ beschrieben hatte. Aus Anspielung hierauf entwickelt sich kurzes Verbalgeschäker zwischen beiden, das ihn Verlosung fast wieder vergessen lässt. Erhält einige Zeit später Benachrichtigung über Gewinn des Toupets. Bei Firma in Hildesheim erfährt er, dass Gewinn nur „Standard“-Qualität hat. Verkäufer empfiehlt statt dessen Exemplar in Premium-Qualität für Aufpreis von 800 DM. Herr Jost unterschreibt Kaufvertrag für Premium-Ware, da von Standardexemplar nicht sehr angetan, muss direkt mit Euroschecks zahlen. Beim Maßnehmen erwähnt Verkäufer beiläufig erstmals regelmäßige Servicetermine zur Toupetpflege. Nach einem Monat erhält Herr Jost die Maßanfertigung. Verkäufer überzeugt ihn zugleich von Notwendigkeit, sechs Pflegesitzungen à 70 DM zu bestellen und dafür Wechsel zu unterschreiben. Als nächstes will er Herrn Jost Zweittoupet für 2.000 DM verkaufen, damit er während Zeit des periodischen Waschens und Nachfärbens nicht ohne Toupet bleibt. Herr Jost echauffiert sich über ständig neue Aufwendungen, will jetzt lieber alle Geschäfte wieder rückgängig machen. Verkäufer lehnt ab, verweist darauf, dass (Erst-)Toupet und Sitzungen bestellt und bereits bezahlt wurden. | * '''Details:''' Friedhelm Jost, Techniker bei Kundendienst für Haushaltsgeräte, leidet unter seiner ausgeprägten Glatze. Ist 31 Jahre alt, wird wegen hoher Stirn oft für deutlich älter gehalten, außerdem von Kollegen aufgezogen, reagiert darauf gereizt. Meldet sich öfters auf Werbung zu Haarwuchsmitteln, bekommt in der Folge immer weitere Zusendungen dazu, da Firmen Adressen untereinander austauschen. Erhält diesmal Einladung von Haarinstitut aus Hildesheim zu Verlosung von Gratis-Toupet im Wert von 1.200 DM, schickt Postkarte zurück. Erledigt anschließend Reklamation bei attraktiver Frau Bornschein, die ihn am Telefon als „älterer Herr“ beschrieben hatte. Aus Anspielung hierauf entwickelt sich kurzes Verbalgeschäker zwischen beiden, das ihn Verlosung fast wieder vergessen lässt. Erhält einige Zeit später Benachrichtigung über Gewinn des Toupets. Bei Firma in Hildesheim erfährt er, dass Gewinn nur „Standard“-Qualität hat. Verkäufer empfiehlt statt dessen Exemplar in Premium-Qualität für Aufpreis von 800 DM. Herr Jost unterschreibt Kaufvertrag für Premium-Ware, da von Standardexemplar nicht sehr angetan, muss direkt mit Euroschecks zahlen. Beim Maßnehmen erwähnt Verkäufer beiläufig erstmals regelmäßige Servicetermine zur Toupetpflege. Nach einem Monat erhält Herr Jost die Maßanfertigung. Verkäufer überzeugt ihn zugleich von Notwendigkeit, sechs Pflegesitzungen à 70 DM zu bestellen und dafür Wechsel zu unterschreiben. Als nächstes will er Herrn Jost Zweittoupet für 2.000 DM verkaufen, damit er während Zeit des periodischen Waschens und Nachfärbens nicht ohne Toupet bleibt. Herr Jost echauffiert sich über ständig neue Aufwendungen, will jetzt lieber alle Geschäfte wieder rückgängig machen. Verkäufer lehnt ab, verweist darauf, dass (Erst-)Toupet und Sitzungen bestellt und bereits bezahlt wurden. | ||
* '''Darsteller:''' Curt Reich als | * '''Darsteller:''' Curt Reich als Friedhelm Jost, Evelyn Palek als Frau Bornschein, Christian Claaszen als Toupetverkäufer | ||
* '''Zitate:''' Off-Ede: „Friedhelm Jost ist Junggeselle. Sein häuslicher Alltag lebt von der Improvisation. Es gibt niemanden, den es stört, dass er während des Essens die Post liest“. „Friedhelm Jost versteht sein Handwerk. Und wenn die Kunden auch noch nett sind, ist er gelegentlich sogar ein glücklicher Mensch.“ | * '''Zitate:''' Off-Ede: „Friedhelm Jost ist Junggeselle. Sein häuslicher Alltag lebt von der Improvisation. Es gibt niemanden, den es stört, dass er während des Essens die Post liest“. „Friedhelm Jost versteht sein Handwerk. Und wenn die Kunden auch noch nett sind, ist er gelegentlich sogar ein glücklicher Mensch.“ | ||
* '''Bewertung:''' *** Klassiker | * '''Bewertung:''' *** Klassiker | ||
* '''Besonderheiten:''' Ede lobt Herrn Jost als rühmliche Ausnahme, da er sich nicht noch weitere Verträge von Firma andrehen ließ und dadurch Verluste zumindest begrenzt hat. Vergleichbare Lockangebote mit Preisausschreiben/Geschenken, die nachträglich mit kostenpflichtigen Bestellungen verknüpft werden, gibt es auch z.B. mit Bettwäsche oder mit Schallplatten (Auslieferung erst nach Beitritt zu Buchclub) / Bemerkenswert ist, dass Premium-Toupet Herrn Jost wirklich erheblich jüngeres Aussehen verleiht. Toupet hätte hier eigenen Abspanncredit verdient gehabt. | |||
=== {{Anker|FF3}}Heiße Kredite aus Nahost === | === {{Anker|FF3}}Heiße Kredite aus Nahost === | ||
* '''Details:''' Winzer Manfred Wetzel aus Rheingau braucht dringend Kredit, um bestellte Abfüllanlage für Betrieb bezahlen zu können. Hat keine liquiden Mittel, da er Schwester in Erbstreit auszahlen musste, Kreditrahmen bei Sparkasse wurde schon für Modernisierung der Maschinen ausgeschöpft. Nachbarwinzer Paul hat | * '''Details:''' Winzer Manfred Wetzel aus dem Rheingau braucht dringend Kredit, um bestellte Abfüllanlage für den Betrieb bezahlen zu können. Hat keine liquiden Mittel, da er Schwester in Erbstreit auszahlen musste, Kreditrahmen bei Sparkasse wurde schon für Modernisierung der Maschinen ausgeschöpft. Nachbarwinzer Paul hat Zeitungsannonce gelesen über günstige Kredite von Araber für 3 % Zinsen. Sie suchen Inserat raus, Herr Wetzel fragt sich, wie Kredit viel günstiger sein kann als 10 % bei deutschen Banken. Schreibt aber auf Inserat, wird zu Verhandlungen nach Zürich eingeladen, gratis Flugticket wird gestellt. Wird mit US-Straßenkreuzer vom Flughafen abgeholt und in elegantes Hotel gefahren. Kreditanbieter Mustafa Al-Bassam empfängt ihn mit Champagner, will gegen Eintragung im Grundbuch bis zu halbe Million DM zur Verfügung stellen. Herr Wetzel ist von nobler Atmosphäre beeindruckt, fragt aber nach Grund für günstige Konditionen. Laut Herrn Al-Bassam handelt es sich um Ölgeld der Familie des Prinzen aus Saudi-Arabien. Wegen Vorgabe, Geld in Europa anzulegen, und religiösen Wucherverbots sei dieser bessere Zinssatz möglich. Kredit soll von Schweizer Bank überwiesen werden. Herr Al-Bassam legt Referenzen der Banken in englischer Ausführung vor, Herr Wetzel aber kann nicht so gut Englisch. Zuvor noch Provision in Höhe von 1 % der Kreditsumme in bar erbringen. Versuch, über deren Höhe zu verhandeln, wird von Herrn Al-Bassam schroff zurückgewiesen. Herr Wetzel kann Vorleistung nicht selbst aufbringen, doch Nachbar Paul hilft kurzfristig aus. Herr Wetzel fährt erneut nach Zürich, unterschreibt Kreditvertrag über halbe Million DM, händigt 5.000 DM sofort als Provision aus. Überweisung aus Schweiz soll 1-2 Wochen dauern, aber bei Herrn Wetzel kommt kein Geld an. Er fragt vergeblich bei Sparkasse nach, erfährt schließlich bei Polizei, dass Anbieter vielfach Provision kassiert hat, ohne Kredit auszuzahlen. Vorgelegte Referenzen waren gefälscht, Beziehungen zu Prinzen aus Saudi-Arabien erfunden. Herr Wetzel steht jetzt auch bei Nachbarn Paul mit 5.000 DM in der Kreide. | ||
* '''Darsteller:''' Claus Berlinghof als | * '''Darsteller:''' Claus Berlinghof als Manfred Wetzel, Pit Krüger als Paul, Osman Ragheb als Mustafa Al-Bassam, Uwe Koschel als Sparkassenangestellter | ||
* '''Zitate:''' | * '''Zitate:''' ''"Normalerweise wir machen größere Geschäfte. Aber Sie können bekommen eine halbe Million, wenn Sie haben Sicherheit. Sicherheit ist zum Beispiel Eintragung im Grundbuch. Ihre Grundstücke sind doch unbelastet – oder?" – "Nicht ganz. Aber im zweiten Rang könnte ich schon noch was eintragen lassen." – "Ist gut! Dann Sie bringen Urkunde von Notar, wir machen Vertrag – und Sie kriegen Geld!"'' | ||
* '''Bewertung:''' ** | * '''Bewertung:''' ** | ||
* '''Besonderheiten:''' Ede rät, Kreditgeschäfte nur mit bekannten Geschäftspartnern abzuschließen, auch wenn Kosten etwas höher ausfallen sollten / Es könnte sich um eine Art Verfilmung zur Personenfahndung nach dem mutmaßlichen Hassan Z. handeln, die in einer [[Sendung vom 13.06.1980#SF2|XY-Sendung aus demselben Jahr]] ausgestrahlt wurde. Auch der reale Fall spielte in die Schweiz, was die für VF-Verhältnisse ungewöhnliche Ortsangabe erklärt. | |||
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Aktuelle Version vom 19. September 2023, 14:45 Uhr
Filmfälle
Teure Luft im Heizöltank
- Details: Jahreszeitbedingt werden kriminelle Geschäfte auf dem Heizölmarkt unter die Lupe genommen: Hauptschullehrer Franz Reuter aus Düsseldorfer Vorstadt bewohnt kleines Einfamilienhaus mit Ölheizung. Hat sich mit Belastung durch steigende Ölpreise resignierend abgefunden. Bekommt neue Lieferung, staunt über satten Preis von 829,40 DM. Zwar sind Literpreise in letzten Jahren drastisch gestiegen (auf jetzt 0,58 DM), aber auch Liefermenge von 1.430 l wundert ihn. Tankwagenfahrer verweist auf geeichte Zähler am Fahrzeug, rät zu Überprüfung des Brenners. Die ergibt keine Mängel an der Heizung, Monteur bringt stattdessen Manipulation bei Tankwagen ins Spiel. Er habe Gerüchte gehört und kenne Fahrer, der deutlich über seine Verhältnisse lebe. Empfiehlt Einbau von Peilstab in Tank, um genaue Liefermenge zu messen. Herr Reuter befolgt den Rat, stellt unmittelbar vor nächster Lieferung fest, dass noch für 900 l Platz ist im Tank. Fahrer ist während Betankung unbeobachtet, trickst durch Ablassen von Luft aus leerer Tankkammer. Hat Gasmessverhüter kurzgeschlossen, so dass Zählwerk trotz Luftstroms weiterläuft. Herr Reuter stellt im Keller fest, dass Tank tatsächlich voll wurde. Fahrer rechnet aber Liefermenge von 1.120 l ab. Herr Reuter quittiert Lieferung zähneknirschend, verfolgt dann aber Tankwagen unauffällig mit Auto durch Stadt, um Hintergründe aufzudecken. Merkt sich andere Kunden des Fahrers. Tankwagen steuert schließlich verlassenes Fabrikgelände am Stadtrand an, wo Fahrer Öl am Zählwerk vorbei in alten Tank leitet. Herr Reuter erfährt von Nachbarin, dass Tankwagen fast jeden Abend herkommt. Da kreuzen sich Blicke von Herrn Reuter und dem Fahrer: Dieser erschrickt etwas, er ist ertappt. Herr Reuter hat illegales Zwischenlager mit Umsatz von vielen Tausend Litern enttarnt.
- Darsteller: Hans Künster als Franz Reuter, Gottfried Mehlhorn als Tankwagenfahrer #1, Helmut Everke als Monteur, Peter Hohberger als Tankwagenfahrer #2
- Zitate: Studio-Ede: „Es sind nicht nur die Scheichs und die Multis, die die Rechnung für die warme Stube kräftig beeinflussen.“ Herr Reuter nach Feststellung des Betrugs zum Fahrer: „Hmm, sind es ja doch wieder über Tausend geworden. Hätt ich gar nicht gedacht“
- Bewertung: *** Klassiker
- Besonderheiten: KHK Hummel vom LKA Stuttgart benennt Tricks der Heizölgangster: Neben Luftbetankung und Zählermanipulation auch Ausdehnung des Öls durch Erwärmung sowie Wasserzusätze möglich. Tankwagenkontrollen haben bis zu 40 Prozent Beanstandungen ergeben. Demnach jährlich Diebstahl von einigen Hunderttausend Tonnen Öl anzunehmen. Ede empfiehlt Broschüre „Luft statt Heizöl?“ des LKA Stuttgart mit Tipps: Während Betankung beim Wagen bleiben, Schauglas und Zähler beobachten, ggf. Peilstab in eigenen Tank einbauen lassen / Hervorstechender Fall aufgrund spezieller Thematik und höchst ungewöhnlicher Dramaturgie, bei der Betrugsopfer aus Schaden klug wird, Vorkehrungen trifft und am Ende Betrüger im Stile eines Privatdetektivs selbst bloßstellt
Krumme Geschäfte mit kahlen Köpfen
- Details: Friedhelm Jost, Techniker bei Kundendienst für Haushaltsgeräte, leidet unter seiner ausgeprägten Glatze. Ist 31 Jahre alt, wird wegen hoher Stirn oft für deutlich älter gehalten, außerdem von Kollegen aufgezogen, reagiert darauf gereizt. Meldet sich öfters auf Werbung zu Haarwuchsmitteln, bekommt in der Folge immer weitere Zusendungen dazu, da Firmen Adressen untereinander austauschen. Erhält diesmal Einladung von Haarinstitut aus Hildesheim zu Verlosung von Gratis-Toupet im Wert von 1.200 DM, schickt Postkarte zurück. Erledigt anschließend Reklamation bei attraktiver Frau Bornschein, die ihn am Telefon als „älterer Herr“ beschrieben hatte. Aus Anspielung hierauf entwickelt sich kurzes Verbalgeschäker zwischen beiden, das ihn Verlosung fast wieder vergessen lässt. Erhält einige Zeit später Benachrichtigung über Gewinn des Toupets. Bei Firma in Hildesheim erfährt er, dass Gewinn nur „Standard“-Qualität hat. Verkäufer empfiehlt statt dessen Exemplar in Premium-Qualität für Aufpreis von 800 DM. Herr Jost unterschreibt Kaufvertrag für Premium-Ware, da von Standardexemplar nicht sehr angetan, muss direkt mit Euroschecks zahlen. Beim Maßnehmen erwähnt Verkäufer beiläufig erstmals regelmäßige Servicetermine zur Toupetpflege. Nach einem Monat erhält Herr Jost die Maßanfertigung. Verkäufer überzeugt ihn zugleich von Notwendigkeit, sechs Pflegesitzungen à 70 DM zu bestellen und dafür Wechsel zu unterschreiben. Als nächstes will er Herrn Jost Zweittoupet für 2.000 DM verkaufen, damit er während Zeit des periodischen Waschens und Nachfärbens nicht ohne Toupet bleibt. Herr Jost echauffiert sich über ständig neue Aufwendungen, will jetzt lieber alle Geschäfte wieder rückgängig machen. Verkäufer lehnt ab, verweist darauf, dass (Erst-)Toupet und Sitzungen bestellt und bereits bezahlt wurden.
- Darsteller: Curt Reich als Friedhelm Jost, Evelyn Palek als Frau Bornschein, Christian Claaszen als Toupetverkäufer
- Zitate: Off-Ede: „Friedhelm Jost ist Junggeselle. Sein häuslicher Alltag lebt von der Improvisation. Es gibt niemanden, den es stört, dass er während des Essens die Post liest“. „Friedhelm Jost versteht sein Handwerk. Und wenn die Kunden auch noch nett sind, ist er gelegentlich sogar ein glücklicher Mensch.“
- Bewertung: *** Klassiker
- Besonderheiten: Ede lobt Herrn Jost als rühmliche Ausnahme, da er sich nicht noch weitere Verträge von Firma andrehen ließ und dadurch Verluste zumindest begrenzt hat. Vergleichbare Lockangebote mit Preisausschreiben/Geschenken, die nachträglich mit kostenpflichtigen Bestellungen verknüpft werden, gibt es auch z.B. mit Bettwäsche oder mit Schallplatten (Auslieferung erst nach Beitritt zu Buchclub) / Bemerkenswert ist, dass Premium-Toupet Herrn Jost wirklich erheblich jüngeres Aussehen verleiht. Toupet hätte hier eigenen Abspanncredit verdient gehabt.
Heiße Kredite aus Nahost
- Details: Winzer Manfred Wetzel aus dem Rheingau braucht dringend Kredit, um bestellte Abfüllanlage für den Betrieb bezahlen zu können. Hat keine liquiden Mittel, da er Schwester in Erbstreit auszahlen musste, Kreditrahmen bei Sparkasse wurde schon für Modernisierung der Maschinen ausgeschöpft. Nachbarwinzer Paul hat Zeitungsannonce gelesen über günstige Kredite von Araber für 3 % Zinsen. Sie suchen Inserat raus, Herr Wetzel fragt sich, wie Kredit viel günstiger sein kann als 10 % bei deutschen Banken. Schreibt aber auf Inserat, wird zu Verhandlungen nach Zürich eingeladen, gratis Flugticket wird gestellt. Wird mit US-Straßenkreuzer vom Flughafen abgeholt und in elegantes Hotel gefahren. Kreditanbieter Mustafa Al-Bassam empfängt ihn mit Champagner, will gegen Eintragung im Grundbuch bis zu halbe Million DM zur Verfügung stellen. Herr Wetzel ist von nobler Atmosphäre beeindruckt, fragt aber nach Grund für günstige Konditionen. Laut Herrn Al-Bassam handelt es sich um Ölgeld der Familie des Prinzen aus Saudi-Arabien. Wegen Vorgabe, Geld in Europa anzulegen, und religiösen Wucherverbots sei dieser bessere Zinssatz möglich. Kredit soll von Schweizer Bank überwiesen werden. Herr Al-Bassam legt Referenzen der Banken in englischer Ausführung vor, Herr Wetzel aber kann nicht so gut Englisch. Zuvor noch Provision in Höhe von 1 % der Kreditsumme in bar erbringen. Versuch, über deren Höhe zu verhandeln, wird von Herrn Al-Bassam schroff zurückgewiesen. Herr Wetzel kann Vorleistung nicht selbst aufbringen, doch Nachbar Paul hilft kurzfristig aus. Herr Wetzel fährt erneut nach Zürich, unterschreibt Kreditvertrag über halbe Million DM, händigt 5.000 DM sofort als Provision aus. Überweisung aus Schweiz soll 1-2 Wochen dauern, aber bei Herrn Wetzel kommt kein Geld an. Er fragt vergeblich bei Sparkasse nach, erfährt schließlich bei Polizei, dass Anbieter vielfach Provision kassiert hat, ohne Kredit auszuzahlen. Vorgelegte Referenzen waren gefälscht, Beziehungen zu Prinzen aus Saudi-Arabien erfunden. Herr Wetzel steht jetzt auch bei Nachbarn Paul mit 5.000 DM in der Kreide.
- Darsteller: Claus Berlinghof als Manfred Wetzel, Pit Krüger als Paul, Osman Ragheb als Mustafa Al-Bassam, Uwe Koschel als Sparkassenangestellter
- Zitate: "Normalerweise wir machen größere Geschäfte. Aber Sie können bekommen eine halbe Million, wenn Sie haben Sicherheit. Sicherheit ist zum Beispiel Eintragung im Grundbuch. Ihre Grundstücke sind doch unbelastet – oder?" – "Nicht ganz. Aber im zweiten Rang könnte ich schon noch was eintragen lassen." – "Ist gut! Dann Sie bringen Urkunde von Notar, wir machen Vertrag – und Sie kriegen Geld!"
- Bewertung: **
- Besonderheiten: Ede rät, Kreditgeschäfte nur mit bekannten Geschäftspartnern abzuschließen, auch wenn Kosten etwas höher ausfallen sollten / Es könnte sich um eine Art Verfilmung zur Personenfahndung nach dem mutmaßlichen Hassan Z. handeln, die in einer XY-Sendung aus demselben Jahr ausgestrahlt wurde. Auch der reale Fall spielte in die Schweiz, was die für VF-Verhältnisse ungewöhnliche Ortsangabe erklärt.
Experiment: Selbstbedienung mißverstanden
- Details: Bernd Schröder betritt "großen Selbstbedienungsmarkt", kauft zunächst Waren im Wert von rund 100 DM ordnungsgemäß ein. Betritt dann mit Kassenzettel und leerem Einkaufswagen Supermarkt erneut und packt die gleichen Waren nochmals ein, zusätzlich noch drei Dosen Kondensmilch. Gibt an Kasse vor, dass er mit zuvor bezahlten Waren nochmal in Markt zurückging, um vergessene Kondensmilch zu holen. Eine Kassiererin gibt zwar Hinweis, dass bezahlte Ware nicht zurück in Markt gebracht werden darf, aber letztlich gelingt Gratiseinkauf bei allen vier Versuchen.
- Zitate:
- Besonderheiten: Ede fordert von den Märkten organisatorische oder bauliche Maßnahmen zur Unterbindung dieser Betrugsmasche, weist darauf hin, dass Schaden durch Ladendiebstähle letztlich über Preisumlage von allen Verbrauchern bezahlt wird.
- Bewertung: ***
Bemerkungen
Vorherige Sendung: VF 068 (Sendung vom 24.08.1980)
Nächste Sendung: VF 070 (Sendung vom 21.03.1981)
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