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Spezial – Vorsicht, Betrug! (2) vom 04.10.2017

Aus Aktenzeichen XY ... ungelöst - Wiki
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Filmfälle

Rip Deal - alles nur Vorwand

Inhalt

  • Dienststelle: Kripo Osnabrück
  • Beamter im Studio: Kriminaloberkommissar Helge Maletz
  • Tatzeit: zwischen Anfang Juni 2015 (Anzeige im Internet) und 17. Juli 2015 (Diebstahl in Mailand)
  • Tatorte: Rom und Mailand
  • Details: Ein Ehepaar mit eigener Firma und gewissem Wohlstand ist seit 55 Jahre verheiratet; Der Mann erkrankt 2013 nach Schlaganfall an Alzheimer und Parkinson und wird schließlich zwei Jahre später zum PflegefalI; Die beiden informieren sich über einen Treppenlift, Da die Frau ihren Mann auf gar keinen Fall in ein Heim geben möchte muss das Haus umgebaut werden; Tochter hat die Firma übernommen, die in der Klemme steckt und dringend modernisiert werden müsste; Die 76-jährige Frau entschließt sich deshalb zum Verkauf ihrer Altersvorsorge im Internet, einer hochwertig ausgestatteten Eigentumswohnung im Bayerischen Wald. Ihr Enkel hilft ihr bei der Gestaltung der Anzeige, sie will für die Wohnung 110.000 € und hat kein Geld für einen Makler.
  • Schon bald melden sich mehrere Interessenten, darunter ein vermeintlicher Privatinvestor aus der Schweiz, der eine Woche später einen Gutachter vorbeitschickt um sich die Immobilie anzuschauen. Es scheint alles in Ordnung und wunderbar, der angebliche Immobilienkäufer aus der Schweiz meldet sich drei Tage später wieder, die Wohnung passt ins Portfolio und er will sie im Auftrag eines italienischen Geschäftsmannes aus Rom kaufen, der allerdings noch Bedingungen stellt. Ein Drittel der Kaufsumme will er in bar bezahlen und er will die Käuferin persönlich kennenlernen. Die 76-jährige hat damit kein Problem und der angebliche Investor aus der Schweiz lädt sie nach Rom ein, um die Details des Kaufs zu besprechen.
  • Mit ihrem Enkel fliegt die Frau auf eigene Kosten nach Italien und ist davon überzeugt, alle Fäden für den Verkauf selbst in der Hand zu haben. Am 13. Juli 2015 kommt es zu einem Treffen in Rom mit zwei charmanten und scheinbar sehr erfolgreichen Geschäftsmännern. Der Wortführer der beiden gab an aus Israel zu kommen und Diamantenhändler zu sein. Er erwähnt Probleme mit Bargeld in Italien wegen Obergrenze; Enkel kennt Anti-Geldwäsche-Gesetz; Angeblicher Diamantenhändler spricht von einem Bauvorhaben, für das Schweizer Franken benötigt würden. Die Rentnerin hat von ihren verstorbenem Bruder tatsächlich 75.000 CHF geerbt. Sie lässt sich auf ein Devisentauschgeschäft ein da die Männer die Wohnung jetzt nur unter dieser Bedingung übernehmen wollen. Außerdem entdeckt der jüngere der beiden Betrüger die wertvolle Armbanduhr des Enkels, die dieser zum Abitur geschenkt bekommen hat. Er bietet ihm mit 15.000 € einen außerordentlich guten Preis, und wenn er noch eine weitere solche Uhr in Gold besorgen kann, für beide Uhren sogar 50.000 €. Ein weiterer Termin in Mailand zur Vertragsunterschrift wird vereinbart und die Männer verlangen absolutes Stillschweigen. Wieder in Deutschland besorgte Nachfrage der Tochter, aber die 76-jährige Mutter verweist nur auf die mündliche Zusage der beiden vermeintlichen Wohnungsinteressenten, ohne das Devisentauschgeschäft zu erwähnen.
  • Vier Tage nach dem ersten Treffen in Rom erneuter Flug nach Italien und der angebliche Immobilienhändler meldet sich mehrfach telefonisch. Diesmal findet das Treffen in einer Pizzeria am Stadtrand von Mailand statt. Der angebliche israelische Diamantenhändler kommt ohne seinen jüngeren Kompagnon, der sich in Rom um ein Bauvorhaben kümmern soll, Die Frau legt dem Mann den vorbereiteten Kaufvertrag für die Wohnung zur Unterschrift vor, aber er will nur eigenen Vertrag unterschreiben, den ein Kurier bringen soll. Der Betrüger lässt sich Uhren und Geld zeigen, dann kommt wieder alles in die Tasche. Er verweist auf den hervorragenden Mozzarella und bestellt diesen. Als der Mozzarella gebracht wird und sein Handy klingelt, sind Oma und Enkel kurz abgelenkt. Der Mann klaut mit dem Fuß die unter dem Tisch stehende Reisetasche mit dem Geld und den Uhren und macht sich aus dem Staub. Der Enkel fragt nach der Tasche, aber da ist es schon zu spät. Die beiden Bestohlenen schauen sich im ersten Moment ungläubig an und versuchen vergeblich die Verfolgung aufzunehmen. Der Betrüger geht sogar noch ans Telefon und behauptet, bei seinem Kurier zu sein. Er kommt angeblich gleich wieder. Dies macht er natürlich nicht, stattdessen verhöhnt er sein Opfer auch noch und droht damit, dass es bei einer Anzeige selber Probleme mit der Polizei bekäme wegen des vielen Bargelds. Der Frau und ihrem Enkel bleiben nur grenzenlose Ohnmacht und sie spricht von einem Krebsgeschwür, das auch nach zwei Jahren immer wieder aufbricht.
  • Zitate: „Mama! Du kannst nicht jeden Tag alleine für Papa sorgen“ - „Oma, wo ist die Tasche?“ - „Sie jagen mir keine Angst ein. Ich verfluche sie. Sie, sie... Sie Mistkerl!“
  • Sprecher: Michael Brennicke

Nachspiel

Die Masche: Rip-Deal

Beim sogenannten „Rip-Deal“ handelt es sich um ein betrügerisches Devisentauschgeschäft bzw. eine Art des Vorauszahlungsbetrug. Der Begriff setzt sich zusammen aus dem englischen "to rip": reißen bzw. "rip off": wegreißen, oder auch neppen, ablocken, jemanden ausnehmen usw.; und deal = Handel, Geschäft. Frei übersetzt könnte man es etwa „Entreiß-Geschäft“ nennen. Die Betrüger suchen und finden Ihre potenziellen Opfer im Internet. Zuerst recherchieren sie nach Verkäufern von Immobilien, Autos oder anderen hochwertigen Gegenständen und geben sich als zahlungskräftige Interessenten aus dem Ausland aus. Dabei haben sie an den angebotenen Immobilien oder Auto eigentlich keinerlei Interesse. Ihnen geht es ausschließlich darum, ihre Opfer in ein Devisentauschgeschäft zu verwickeln und die möglichen Opfer mit viel Bargeld ins Ausland, z.B. nach Italien, zu locken. Bei dem Treffen, das meistens in einem noblen Hotel oder Restaurant stattfindet um Seriosität vorzutäuschen, stehlen sie in einem günstigen Moment, wenn das Opfer abgelenkt ist, das vom Opfer wie gefordert mitgebrachte Geld. Es gibt aber noch einige weitere Formen. Kriminaloberkommissar Helge Maletz von der Kripo Osnabrück berichtet bei Rudi im Studio von 152 Fällen, in denen er als Leiter einer "Soko Rip-Deal" ermittelt hat und dabei auch 16 Täter identifizieren und vier Täter zwischenzeitlich festnehmen konnte. 70 Versuchte Taten konnten geklärt werden, bei 14 vollendeten Taten entstand für die Opfer ein Schaden von 650.000 €.

Tipps zur Vorbeugung:

• Kriminaloberkommissar Helge Maletz im Anschluss an die Nachbesprechung mit folgenden Tipps: Vorsicht bei Interessenten, die jeden Kaufpreis ohne Verhandlung akzeptieren! Außerdem wird empfohlen, sich den Personalausweis möglicher Interessenten zeigen zu lassen und sich nicht mit einer Handnummer zufrieden zu geben. Auch unter Zeitdruck solle man sich unter keinen Umständen setzen lassen. Besondere Warnung mit höchster Alarmstufe beim Angebot von Devisen-Tauschgeschäften die im Ausland, vor allem in Italien, abgewickelt werden sollen. Es wird auch dazu geraten, entweder einen Rechtsanwalt, die Verbraucherberatung oder einen anderen Experten in mögliche Gespräche mit einzubeziehen.

Weitere Informationen zum Rip-Deal:

"Polizei Bayern - Rip Deal"

"Polizei Rheinland-Pfalz - Rip Deal"

"Polizei Sachsen - Rip Deal"

"WELT.de - Nepper, Schlepper, Firmenfänger"

"Wikipedia - Vorauszahlungsbetrug"

Bezness – von wegen Liebe

Inhalt

  • Im Studio: Autorin/Journalistin und Opfer Evelyne K.
  • Tatzeit: zwischen 2004 und 2010
  • Tatorte: Hurghada/Ägypten und Reutlingen
  • Details: Leitende Angestellte einer Werbefirma aus Reutlingen ist fasziniert von Ägypten und verbringt zum Auftanken seit Jahren mit WG-Mitbeweohner Urlaub in der Touristenhochburg Hurghada am Roten Meer. Sie liebt Pferde und findet die Menschen dort besonders freundlich. Besonders den Hotelangestellten Ali, der sie auch besonders gut bediente. Wieder zurück in Reutlingen, ruft Ali überraschend an. Er hat Probleme und möchte sie unbedingt wiedersehen. Vier Wochen später erneute Reise nach Ägypten und Treffen mit Ali. Er braucht Geld für seine kranke Mutter. Ein erster versuch, sie anzupumpen scheitert, aber Ali lässt nicht locker und sucht weiter ihre Nähe. Reisebegleiter und WG-Mitbewohner wird langsam misstrauisch und Ali macht der Urlauberin Komplimente. Sie fühlt sich nichtsahnend geschmeichelt. Kurz vor ihrer Abreise geht Ali aufs Ganze und macht ihr schließlich einen Heiratsantrag.
  • Nächster Flug nach Ägypten mit einer Freundin wieder nach nur vier Wochen. Ali wartet schon und bohrt immer weiter, und wenig später kommt er seinem Ziel näher. Ihm fehlt "seine Blume" so sehr, sie verliebt sich in Ali. Auch die Freundin hat inzwischen einen Einheimischen kennengelernt, aber eine schwierige Gesetzeslage verbietet engen Kontakt zwischen Einheimischen und Urlaubern, es bleibt nur im Touristenort gültige "Orfi"-Ehe auf Zeit als Ausweg. Ali bekommt Zustimmung seiner neuen Lebensgefährtin zu einem solchen Vertrag. Urlauberinnen mieten Appartement als neues Zuhause während der Ägypten-Reisen zu Wucherpreis, Ali lässt sich immer seltener blicken und hat keine Zeit.
  • Jetzt will Ali "richtige" eine Hochzeit und mit neuer Lebensgefährtin auch nach Deutschland. Viel Papierkram und Ali braucht von "seiner Rose" gaanz dringend 1.000 € für Übersetzungen. Sie hat Kosten zwischen fünf und 6.000 €. Das Misstrauen vom Mitbewohner wird immer größer, Heirat der beiden Urlauberinnen in Kairo. Die leitende Angestellte ist sich sicher, dass Ali der richtige Mann für sie ist. Der Altersunterschied ist nicht wichtig für sie, weil er so nett und zuvorkommen ist. Trotz Hochzeit muss Ali mehrere Monate auf sein Visum für Deutschland warten und da er ihretwegen den Job aufgegeben habe bittet er sie mehrfach telefonisch wieder um Geld für seine Familie. Immer einige 1.000 €, deshalb gibt es oft Streit ums Geld.
  • Merkwürdiges Verhalten von Ali bei seiner Ankunft in Deutschland, als wenn er schon oft da gewesen wäre. Einzug bei seiner Frau und deren WG-Mitbewohner. Ali wirkt meistens sehr distanziert, dann aber weiß er sie immer wieder zu bezirzen. In den nächsten Tagen und Wochen folgen andauernd stundenlange und lautstarke Videotelefonate mit seiner Familie in Ägypten. Er will jetzt immer mehr Geld und sie hat es nicht, Telefonterror durch Bruder aus Ägypten. Der Mitbewohner hilft aus und Ali bekommt erneut Geld. Er ist jetzt seit fünf Jahren in Deutschland, arbeitet in einem Hotel und kommt oft spät nach Hause. Seine Frau lässt ihm dennoch viele Freiheiten und ahnt nicht, dass Ali gleichzeitig mehrere Beziehungen zu zahlreichen anderen Frauen in Deutschland unterhielt, denen er allen die gleichen Geschichten von der kranken Mutter erzählte. Die geforderten Geldbeträge werden weiter immer höher. Er braucht jetzt plötzlich 30.000 €, aber die frisch gebackene Ehefrau ist längst an Grenze ihrer finanziellen Möglichkeiten und kann nicht mehr.
  • Dann aber folgt eine schlagartige Verhaltensänderung von Ali nach seinem positivem Bescheid für die deutsche Staatsbürgerschaft. Ali offenbart jetzt seine wahren Absichten, macht seiner Frau Vorwürfe, weil sie ihm zu wenig Geld gegeben habe und beendet die Beziehung. Durch den Besuch einer Bekannten erfährt die Reutlingerin dann, dass sie nicht einzige Frau war, von der Ali Geld verlangte. Auch mit der Bekannten aus dem Yoga-Kurs hat Ali eine Beziehung angefangen. Erst jetzt merkt das Opfer, dass der Ägypter sie von Anfang an belogen hat.
  • Zitat: „Schau mal, dein Verehrer schleicht hier wieder rum. Soll ich ihn wegschicken?“
  • Sprecher: Michael Brennicke

Nachspiel

Die Masche: Bezness

Das so genannte Bezness kommt vor allem in typischen Urlaubsländern in Nordafrika sowie der Karibik und Brasilien vor, davon wurden laut Experten allein aus Tunesien rund 1800 schwere Betrugsfälle gemeldet. Da sich viele Frauen schämen, blind vor Liebe gewesen zu sein, dürfte die Dunkelziffer sehr hoch sein. Aber auch Männer wurden Opfer dieser Betrugsmasche. In Deutschland ist Bezness bislang keine Straftat.

Tipps zur Vorbeugung:

Studiogast Autorin/Journalistin Evelyne K., wurde selbst zum Betrugsopfer und mahnt, bei Urlaubsbekanntschaften skeptisch zu sein und hellhörig zu werden, wenn diese ständig nach Geld fragen. Weiter wird geraten, sich von der Urlaubsbekanntschaft einen Ausweis zeigen zu lassen und eine Kopie davon zu machen. Wenn die Urlaubsbekanntschaft ehrlich ist, dürfte diese auch nichts dagegen haben. Außerdem rät sie dringend davon ab, der Urlaubsbekanntschaft irgendetwas zu bezahlen. Stattdessen wird von Ihr empfohlen, Schulden vorzutäuschen. Wenn einem die Urlaubsbekanntschaft mag, wird es dieser nichts ausmachen. Zuletzt noch ihr Rat an Betrugsopfer zur Anzeige bei der Polizei

Ferienwohnungs-Betrug – Urlaub ade

Inhalt

  • Dienststelle: Kripo Kleve
  • Beamter im Studio: Kriminalhauptkommissar Achim Mantenaar
  • Tatzeit: 30. Dezember 2016
  • Details: Eduard K. will mit Freundin in erst fünf Wochen vorher geplanten Silvester-Skiurlaub, hatte Probleme noch kurzfristig Ferienwohnung zu finden, Angebot im Internet über neuwertiges Haus mit einer Fläche von 150 Quadratmetern in Kitzbühel erscheint äußerst attraktiv; Betrugsfirma bietet Luxus-Chalets in Österreich, Italien und der Schweiz an; unverbindliches Angebot wirkt auch seriös, Vertrag unterschrieben; Kriminalhauptkommissar Achim Mantenaar von der Kripo Kleve bestätigt im Film, dass alles auch seriös wirkte, späteres Opfer überweist Anzahlung
  • erst Skifahrt am Ankunftstag, dann lange, aber letztendlich vergebliche Suche nach gebuchter Ferienwohnung; angebliche Adresse „Frühlingstraße 11“ gibt es nicht, Anruf bei den Freunden in der Hütte, soll weiter suchen; Opfer hat zum ersten mal ungutes Gefühl, Haus wird gefunden, sieht gleich aus wie Fotos von Internet-Seite, Hausnummer passt aber nicht; angeblicher Hausmeister ist genervt und weiß nichts von einer Ferienwohnung, Vermieter nicht zu erreichen
  • im Tourismusamt Kitzbühel laufen Telefone heiß und Mitarbeiterin der Gäste-Info berichtet von vielen solcher Fälle; Kriminalhauptkommissar Achim Mantenaar von der Kripo Kleve meint, dass Dunkelziffer noch höher ist, er geht von längerem Zeitraum aus, bis die Strafanzeigen aus dem Ausland bei ihm auf dem Tisch landen; Opfer müssen sich ein neues Haus suchen und finden nur noch außerhalb von Kitzbühel eine neue, für sechs Personen viel zu kleine Unterkunft
  • Zitate: „So, jetzt müssten wir eigentlich alles haben. Ganz schön viel für vier Tage.“ - „Zu diesem Zeitpunkt wissen die beiden noch nicht, dass ihre Ferienträume nicht in Erfüllung gehen werden.“ (Sprechertext Michael Brennicke)
  • Sprecher: Michael Brennicke
  • Besonderheit: Erneute Ausstrahlung in der Vorsicht Falle-Sendung 185 vom 23.03.2019.

Nachspiel

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Enkeltrick „Hallo, Oma!“

Inhalt

  • Dienststelle: Kripo Neu-Ulm
  • Im Studio: Albert Müller, Leitender Kriminaldirektor Polizeidirektion Kempten und Inge H. aus Günzburg, die mutig die Betrüger in die Falle gelockt hat.
  • Tatzeit: 07. April 2016
  • Tatort: Günzburg
  • Details: Die 76-Jährige alleinstehende Rentnerin Inge H. erhielt bereits 2014 einen Anruf eines so genannten Enkeltrick-Betrügers. Die geistig fitte alte Dame durchhaute aber den Schwindel sofort und hoffte, das sie noch einmal so einen Anruf bekommen würde, um dann die Täter auffliegen lassen zu können. Dieser Anrufer gab zunächst auf. Aber ca. zwei Jahre später sollte eine gewisse "Sabine" ihr den Wunsch schließlich erfüllen...
  • Am 7. April 2016 klingelt Nachmittags bei der rüstigen Frau H. das Telefon und eine junge Frauenstimme am Apparat meldet sich. Nicht mit ihrem Namen, stattdessen spricht die fremde Anruferin das vermeintliche Opfer mit ihrem Vornamen Inge an und fragte, wie es ihr gehe. Als aber auf die Rückfrage der Günzburgerin, wer denn dran sei, die Antwort kommt: „Kennst du mich denn nicht mehr?“ erinnert sich die 76-Jährige sofort an die Betrugsmasche. Sie stellt sich ahnungslos, spricht mit der Anruferin und nennt sie "Sabine". Die angebliche "Sabine" will bei Oma zum Kaffee vorbeischauen, und sich gleich wieder melden.
  • Die Rentnerin ruft bei ihrem Sohn und der Schwiegertocher an. Sie kommen beide vorbei. Voll konzentriert schreibt die alte Dame jetzt jeden Anruf auf. "Sabine" meldet sich wieder und fragt, ob Oma alleine ist, und ob sie ein Handy hat. Oma Inge sagt aber, sie sei zu alt und könne mit sowas doch gar nicht umgehen. Sabine will jetzt auch vorbeikommen, hat aber vorher noch ein Problem: Sie will sich eine Wohnung kaufen. Oma fragt sie direkt, ob sie Geld braucht. Natürlich braucht "Sabine" Geld und fragt Oma, ob sie Geld zuhause hat. Die Betrügerin hat keinen blassen Schimmer, das sie entlarvt ist und Oma sagt ihr finanzielle Unterstützung zu, die sie aber erst noch von der Bank holen muss. Die ahnungslose "Sabine" ruft weiter an und zwischendurch benachrichtigt der Sohn die Polizei.
  • Die Polizei empfiehlt, weiter mitzuspielen und schickt einen Kollegen in Zivil vorbei. Der Sohn hält den Kontakt zur Polizei und Jürgen Schweizer von der Kripo Neu-Ulm erklärt, dass oft von Polen aus angerufen wird. "Sabine" meldet sich wieder und möchte plötzlich noch mehr Geld von Oma, die 14.000 € als Darlehen in Aussicht stellt, immerhin Ihre ganzen Ersparnisse. Das reicht "Sabine", auch der Komplize im Call-Center nickt zustimmend mit dem Kopf. Frau H. will das Geld aber später wieder haben. Sie soll es am nächsten Tag per Blitzüberweisung zurückbekommen, aber die Betrüger haben es auf einmal sehr eilig wegen einem Termin beim Notar. Bei dem muss wegen des Hauskaufs bis 17.00 Uhr das Geld vorliegen. Oma Inge sagt, sie braucht eine halbe Stunde zum Geld holen, weil sie schlecht zu Fuß ist. Aber statt Geld zu holen, schneidet sie zusammen mit Sohn und Schwiegertochter Zeitungspapier in der Größe von Geldscheinen aus und steckt es in einen Umschlag. Sie geht jetzt nicht mehr ans Telefon, da sie ja eigentlich bei der Bank ist, um das Geld zu holen. Nach einer halben Stunde dann wieder der Anruf von der nervigen "Sabine". Es klingelt an der Haustür, aber der Sohn macht vorsichtshalber nicht auf. Die Rentnerin sagt, es war der Postbote und "Sabine" will jetzt ganz genau wissen, aus welchen und wie vielen Scheinen die 14.000 € bestehen. Sie muss es angeblich in eine Liste eintragen. Aber Frau H. hat nicht nachgeschaut und sagt jetzt leicht angesäuert zu "Sabine", dass sie das Geld doch bitte selber holen soll, dann könne sie ja nachschauen. Jürgen Schweizer von der Kripo Neu-Ulm erklärt, dass die Täter auf diese Weise sicher gehen wollen, das sie das Geld auch bekommen.
  • Jetzt will "Sabine" Omas Bankverbindung, um das Geld später zurückzahlen zu können. Sie gibt aber eine falsche IBAN-Nummer und "Sabine" ist jetzt sauer. „Oma, was hast du mir da für ne Nummer gegeben? Die Stimmt nicht“. Telefon-Terror geht weiter. Jetzt ruft zuerst ein angeblicher "Thomas Müller" von der Sparkasse an, dem eine Blitzüberweisung vorliegt. Dann wieder "Sabine", sie war beim Notar. Dem könne sie vertrau'n - und er heißt "Braun". Die Polizei ist auch vorbereitet und Einsatzbereit. Anruf "Notar Braun", ein Kollege "Christian Maier" soll das Geld von Inge H. abholen. Noch zwei weitere kritische Situationen, als es zuerst an der Tür klingelt. Es sind die Kommissare, die mit dem Sohn telefoniert hatten. Sie können sich ausweisen. Und dann klingelt auch schon wieder das Telefon. Diesmal ist angeblich die Kripo Kempten am Apparat. Frage, ob die Kollegen schon vor Ort sind, weil es angeblich bei der 76-jährigen brennen soll. Jetzt geht alles ganz schnell: Beim verabredeten Treffpunkt an der Kirche kann schließlich einer der Täter bei der Geldübergabe festgenommen werden. Nach fast vier Stunden und 45 Telefonaten hat es Inge H. überstanden und die Betrüger in die Falle gelockt. Anschließend ist sie bei Rudi Studio, der ihr völlig zurecht seine Bewunderung ausspricht.
  • Zitate: „Diese Schweinehunde! I hab' bloß immer Schweinehunde im Kopf g'habt. Die leg' i amal rein!“ / „Jetzt hab' i jemanden!“ / „Sperren sie ihn weg!“
  • Sprecher: Michael Brennicke

Nachspiel

Tipps zur Vorbeugung:

Zum Beispiel keine Namen nennen und lieber selber fragen, wer am Apparat ist! Außerdem wird geraten, wenn Anrufer einen Ihnen unbekannten Namen nennen, sofort aufzulegen und die Polizei zu informieren. Und auch wenn es in dem gezeigten Fall gut ging, rät Kriminaldirektor Albert Müller aus Kempten dringend davon ab, den Lockvogel zu spielen. Und schließlich wird geraten, sich genau zu überlegen, ob man im Telefonbuch stehen, oder auch an verschiedenen Gewinnspielen teilnehmen muss, den auf diese Weise kommen die Betrüger an Telefonnummern.

Erbschafts-Betrug – Falsche Millionen

Inhalt

  • Tatzeit: 10. August 2015 - ca. Ende 2015 (Wird nicht erwähnt)
  • Tatort: Bei Köln und, angeblich, Spanien
  • Details: Klaus-Reiner E. ist ein alleinstehender 74-jähriger Mann aus der Nähe von Köln. Er hat nahezu seine gesamte Altersvorsorge verloren und macht seinen Fall öffentlich, um andere zu warnen. Am Morgen des 10. August 2015 bekommt er ein Fax von einem angeblichen Anwalt aus Spanien in holprigen deutsch, in dem ihm ein Millionen-Erbe in Aussicht gestellt wird. Der vermeintliche Anwalt ist auf der Suche von Angehörigen und habe ihn kontaktiert, weil er den gleichen Nachnamen wie sein verstorbener Mandant habe. Um das Geld zu sichern, muss die Sache aber vertraulich und streng geheim behandelt werden. Der alleinstehende Mann ist elektrisiert und will mit dem Geld Flüchtlingen helfen. Es folgt häufiger E-Mail-Kontakt des 74-jährigen mit dem spanischen Anwalt in den nächsten Wochen. Der Anwalt will anfallende Gebühren und das Erbe mit ihm teilen, um das Risiko zu minimieren. Dann ein Anruf angeblich aus Spanien. Dokumente für die Bank müssen noch besorgt werden. Die Kosten für die Gebühren betragen 12.000 €. Der vermeintliche Erbe will aber erst mit seinem Steuerberater sprechen wegen möglicher Erbschaftssteuer. Es folgt die Überweisung seines Gebührenanteils nach Spanien. Die Bankangestellte ist zwar skeptisch, aber der 74-jährige kann sie überzeugen. Er legt eine Kopie des Überweisungsbeleges aus Spanien als Beweis vor, dass auch der Anwalt seinen Anteil an den Gebühren überwiesen hat.
  • Harald Schmidt ist Präventionsexperte der Polizei und rät im Film, bei Geldforderungen fremder Personen grundsätzlich skeptisch zu sein. Alle Alarmglocken müssen klingeln, nicht zahlen und Kontakt sofort abbrechen. Klaus-Reiner E. erhält jetzt eine neue Gebührenforderung statt der Auszahlung des Erbes. Die Forderung beträgt jetzt 33.000 € für ein angebliches Freigabezertifikat. Erste Zweifel beim Opfer machen sich breit. Anruf in Spanien bei "Anwalt Antonio", was denn da los sei. Der 74-jährige kann aber zunächst wieder überzeugt werden, dass doch alles in Ordnung sei. Dann wird der alleinstehende Mann zwar zunehmend nervös, zahlt aber weiter. Und er besteht auf die Überweisung der Erbschaft, da er alle seine Verpflichtungen erfüllt habe. Aber statt Geld gibt es nur einen weiteren Anruf. Diesmal angeblich von einer Bank in Madrid. Das Geld von Erbe liegt angeblich in Valencia in einem Depot und kann nur mit Geldtransport in Bar zu ihm nach Hause gebracht werden. Die angebliche spanische Bank will 26.000 € Depotgebühren. Jetzt fliegt das Opfer selbst nach Spanien. Klaus-Reiner E. bekommt dort, nachdem er einen Vorschuss auf die Depotgebühren gezahlt hat, einen großen roten Koffer voller 100 €-Scheine präsentiert. Aber weder der vermeintliche Anwalt, noch ein Banker sind da. Beide seinen angeblich verhindert und so ist nur ein "Mitarbeiter" von "Anwalt Antonio" ist vor Ort. Das Opfer ist sichtlich beeindruckt und erhält Tage später einen konkreten Liefertermin. Aber nach den Attentaten in Paris vom 13. November 2015 werden wieder einmal neue Gebühren verlangt. Präventionsexperte Harald Schmidt spricht von einem "Ping-Pong"-Spiel der Täter. Kurz vor der angeblichen Auszahlung kommen immer weitere Forderungen.
  • Der 74-jährige ist jetzt am Ende seiner finanziellen Möglichkeiten und vertraut auch "Anwalt Antonio" nicht mehr, obwohl sie doch sooo kurz vor der Auszahlung des Ebers stehen würden. Die Betrüger spielen eine neue Karte aus, damit das Opfer dennoch am Ball bleibt. Jetzt soll das Geld plötzlich zu einer Bank in den USA überwiesen worden sein, um das Millionenerbe zu sichern. Das Opfer zieht die Reissleine und will lange nicht wahrhaben, dass es einer Betrügerbande aufgesessen ist und dadurch knapp 150.000 € verloren hat.
  • Zitate: „Was ist denn los bei euch in Spanien? Das kling ja beinahe so, als wär' s eine Gaunerei“ - „Jetzt sagen sie nur noch, dass sie das Geld mit der Postkutsche schicken werden“. - „Das ist doch ein einziger Betrug“.
  • Sprecher: Michael Brennicke
  • Besonderheit: Erneute Ausstrahlung in der Vorsicht Falle-Sendung 184 vom 17.11.2018.

Nachspiel

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Die Studiofälle der Sendung:

  • SF 1: Kripo Wilhelmshaven - Warnung vor falschen Polizisten. Rudi berichtet, dass sich immer wieder kriminelle als Amtspersonen ausgeben. Ihr einziges Ziel: Den Leuten möglichst viel Geld aus der Tasche zu ziehen. In Wilhelmshaven hat ein junger Mann bis März 2017 neun Mal mit dieser Masche erfolg gehabt. Er rief ältere Menschen an und erzählte ihnen von der Festnahme einer osteuropäischen Bande. Dabei habe man auch die Adresse und Telefonnummer der angerufenen älteren Menschen gefunden. Der Falsche Polizist gab an, Wertsachen sicher aufzubewahren und von mehreren arglosen Opfern bekam er hohe Geldbeträge, mit denen er untergetaucht ist. Die echte Polizei sucht ihn jetzt und es gibt eine Aufzeichnung seiner Stimme, die vorgespielt wird. Der Betrüger behauptet, er sei von Interpol bzw. vom BKA.

Bemerkungen

• Beim Filmfall 4, dem "Enkeltrick"-Film, sieht man am Anfang den Radiowecker mit der Uhrzeit 15:35 und Michael sagt am Schluss, dass die Festnahme nach „ ... fast vier Stunden ... “, um 19.15 Uhr erfolgte. Rudi sprach dann aber von „ ... viereinhalb Stunden ... “ Telefonterror.


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