VF 019 (Sendung vom 14.07.1968)

Filmfälle

Schwindel mit Heimarbeitsvermittlung

  • Details:
    • Georg Kalbach muss nach Feierabend noch im Haushalt helfen; im Hemd an der Spüle; Ehefrau Annemarie hatte Verkehrsunfall verursacht und dabei schwere innere Verletzungen erlitten; muss Schaden abbezahlen, als Warenkontrolleurin arbeiten gehen und ist dementsprechend abends erschöpft; würde gerne von zu Hause aus arbeiten; antwortet auf Annonce in Zeitung; erhält für rund 10 DM Schutzgebühr Broschüre; Ehemann erkennt Schwindel sofort: Scherenschleifen, Mehlwürmer züchten, Hausieren, Adressen sammeln – alles unseriös; Ehefrau müsse durch Materialeinkauf immer in Vorleistung gehen, „Garantie“ greife nicht, da keines der Unternehmen sie tatsächlich ablehnen würde.
    • Helmut Seidl interessiert sich ebenfalls für Heimarbeit; vor kurzem 65 geworden und nicht mehr als Schreiner tätig; Langeweile zu Hause; nach Antwort auf Annonce kommt Brief, in dem Broschüre angepriesen wird, die lukrative Heimarbeitstätigkeiten auflistet; Unkostengebühr 5,85 DM per Nachnahme; Geld wird laut Brief aber zurückerstattet, wenn auch nur eine Firma in der Broschüre den Bewerber ablehnt; Helmut will irgendetwas versuchen, entscheidet sich für „Wundertüten abfüllen“; kauft Material für 20 DM, Verdienst allerdings schwierig, da Firma nicht verpflichtet ist, befüllte Wundertüten zurückzukaufen, er sich stattdessen selbst um den Verkauf der Wundertüten kümmern muss.
    • Albert und Elisabeth Kamm haben zwei Kinder; viel Geld für Umzug nach Bayern aufgewendet; Darlehen; Ehefrau muss sich um Kinder kümmern; bestellen ebenfalls Broschüre und entscheiden sich schließlich dafür, Vertriebler für ebendiese Broschüre werden zu wollen; Albert besucht Verlag; muss Broschüren für 3,50 DM pro Stück kaufen, kann aber Verkaufspreis selbst bestimmen; richtet Postfach und Postscheckkonto ein, inseriert, aber: Tausende Zuschriften müssen beantwortet werden; Unkosten durch Porto, Benzin, Telefon übersteigen jeglichen Verdienst, bestellt wird unter dem Strich auch nicht viel.
  • Darsteller: Willi Genske als Georg Kalbach, Petra Schättiger als Annemarie Kalbach, Ruth Pera als Frau Seidl, Karl Stroth als Albert Kamm, Antje Berneker als Elisabeth Kamm
  • Zitate: "Nimm das Dinge, Annemarie, und schmeiß es in den Papierkorb!", "Unsere Angebote sind für Menschen, die wirklich arbeiten wollen!"
  • Besonderheiten: Ungewöhnlicher Filmfall dahingehend, dass eine gezeigte Beispielfamilie den Nepp komplett durchschaut und auf den Schwindel nicht hereinfällt.; Karl Stroth schraubt für den Einzug fast das identische Regal an, das er sechs Jahre später bei seinem Auszug abmontiert.
  • Bewertung: **

Ausweisklau mit bösen Folgen

  • Details: Kraftfahrer Ernst Obermüller aus Nürnberg bewirbt sich als Privatchauffeur bei Dipl.-Volkswirt Dr. Jansen; Vorstellungsgespräch mit Papieren und Referenzen im Hotelzimmer; wird abgelehnt; Jansen "vergisst", Obermüller seinen Personalausweis wiederzugeben; Jansen montiert eigenes Bild in Ausweis und eröffnet damit Girokonto; zahlt 50 DM ein und erhält zwei Scheckhefte; beauftragt in anderem Ort Makler Heidenreich und mietet Luxusanwesen; Adjutant Schmitz wird befragt, ob er das weiter einrichten könne; Jansen lässt sich von Heidenreich zuverlässigen Autohändler empfehlen, von dem er Zweitwagen kaufen kann; Visitenkarte wird an Haustür geklebt; Jansen kauft beim Händler Mercedes für 13.000 DM; Autohauschef bietet an, den Wagen persönlich beim neuen Bungalow vorbeizubringen; Adjutant Schmitz währenddessen in mehreren Teppichgeschäften: interessiert sich nur für Kostbarkeiten, tut sich mit der Wahl schwer, würde Stücke gerne auf den Böden im neuen Haus sehen; Teppichhändler willigen ein; Jansen bezahlt derweil Benz mit ergaunertem Scheck; Adjutant Schmitz lässt ersten Teppichhändler herein, breitet Teppiche aus; kurz darauf erscheint Konkurrent mit seiner Ware, beide nicht begeistert, aber fügen sich; anschließend kommt Künstler mit kostbaren Plastiken; Jansen will aber nichts ohne seine kunstsachverständige Schwiegermutter entscheiden; alle warten auf Ankunft, sie taucht aber natürlich nicht auf; Anruf: Schwiegermutter hatte angeblich Autopanne, kann erst am nächsten Tag kommen. Jansen schlägt vor, Ware im Haus zu belassen und sich am Folgetag noch mal zu treffen. Alle willigen ein, da sie nicht auf das vermeintlich lukrative Geschäft verzichten wollen. In der Nacht laden Jansen und Schmitz die Ware in den ergaunerten Mercedes und verschwinden auf Nimmerwiedersehen. Schaden: 160.000 DM
  • Zitate: "Herr Schneider wollte die Villa für seinen Sohn, der wollte heiraten. Aber wie das manchmal so ist, die Hochzeit ist geplatzt. Sie sind der Nutznießer dieses Familiendramas." / "Die Möbel, die in das Haus kommen, sind mit erstklassigem Geschmack zusammengestellt. Sie verstehen, da kann ich natürlich keine Konsumware auf die Fußböden legen."
  • Besonderheiten: Ede weist auf die Binse hin, unbezahlte Ware für viele tausend Mark nicht an einem Ort zurückzulassen, zu dem ein anderer den Schlüssel besitzt.
  • Darsteller:
  • Bewertung: ***

Das Nicht-so-Gratis-Lexikon

  • Details: Familie Beier lebt am Rande von norddeutscher Stadt; Tochter Christa zeigt Mutter Karte aus Briefkasten, "Interbook Company" aus New York interessiert sich für englischsprachige Personen im Haushalt; kurzer Fragebogen; Verlosung von 20bändigem englischen Lexikon; Tochter hat nur eine 4 in Englisch und wird deshalb nicht dazugezählt; Wochen später erscheint elegante Vertreterin mit repräsentativem Wagen; attraktive "Frau Stein" hat "angenehme Überraschung", will aber an der Haustür nicht mehr verraten; professionell geschult, bestimmt auch unaufdringlich die Sitzordnung im Wohnzimmer; hat ein Band des Lexikons dabei; 20 Nobelpreisträger wie Sinclair Lewis und Einstein arbeiten angeblich beim Verlag mit; Ehemann Beier guckt unbegeistert ins Lexikon, seine Frau auch etwas gequält; währenddessen referiert Frau Stein unaufhörlich Namen, Daten, Fakten; ist aber abseits der "angenehmen Überraschung" nicht weiter auf den angeblichen Gewinn eingegangen; stellt für "Statistik" dann noch ein paar "psychologisch ausgeklügelte" Fragen, die das Lexikon unterschwellig immer begehrenswerter machen; zehn Jahre lang jährlich ein Ergänzungsband, damit Enzyklopädie immer auf dem neuesten Stand ist; stellt Pappaufsteller der Buchreihe auf Wohnzimmerkommode; Baiers sollen Buchreihe kostenlos bekommen, wenn sie eine Art Gutachten oder Buchbesprechung schreiben, wie sie das Nachschlagewerk finden, dazu zehn Bände eines naturwissenschaftlichen Standardwerks und zwei Wörterbücher - im Gesamtwert von 4.100 DM; Tochter schwer begeistert; Frau Beier bremst ihren Mann aus, als der doch noch mal nach einem Haken fragt; nur Ergänzungsbände müssen gekauft werden, das sind laut Frau Stein aber umgerechnet nur 40 Pfg. pro Tag; Vertrag schon unterschriftsreif; Baiers bestellen schließlich Ergänzungsbände im Wert von 1.650 DM, zahlbar in 30 Monatsraten von 47 DM. Damit bezahlen sie aber unter dem Strich deutlich mehr, als alle Bücher inklusive der "Gratiswerke" im Buchhandel gekostet hätten.
  • Darsteller: Annerose Schükop als Frau Beier, Margit Carstensen als Frau Stein, Ernst Grabbe als Herr Beier
  • Zitate: "Du mit Deiner 4 in Englisch bist bestimmt nicht gemeint. Aber Vati kann ja Englisch", "Abwaschbar, mit Goldprägung. Alles auf dem allerneuesten Stand der Wissenschaft. Hier sogar das letzte über die Weltraumfahrt.", "Also Herr Beier, nun sagen sie mal: Gebe es für Sie, außer Geld, irgendeinen Grund, der Sie hindern könnte, dieses Werk zu besitzen?"
  • Besonderheiten: Im Anschluss an den Filmfall wird noch eine Stellungnahme von Dr. Arthur Schrürs von der "Zentralstelle zur Bekämpfung der Schwindelfirmen" in Hamburg eingespielt. Höchst unterhaltsam durch seine hervorragende Betonung und Mimik. Die Mitschrift mit entsprechenden Hervorhebungen wird dem Original nicht annähernd gerecht:

"Mindestens drei Firmen betätigen sich auf diesem Gebiete und mit den geschilderten merkwürdigen Methoden. Die Firmen selbst behaupten gern, ihre Vertreter hätten sich diese eigenartigen Methoden ausgedacht. Wir wissen es besser! Wir sind im Besitze uuuumfangreicher Anweisungen für die Verkaufsgespräche. Diese Dinge lesen sich wie Dramentexte mit ausführlichen Bühnenweisungen. Ein Beispiel dafür: Nach einem oft zwei bis drei Stunden währenden, in Plaudereiform gehaltenen Dialog kommt die Wende. Dann hat der Verkaufsvertreter zu sagen: "Ich habe noch ungefähr fünf Minuten mit ihnen zu tun. Während dieser fünf Minuten werden sie alle Einzelheiten meines Werbeprogramms erfahren. Danach möchte ich von ihnen nur eines: Ihre Entscheidung mit ja oder nein. Bitte sagen sie mir nicht nach Ablauf der fünf Minuten, ich möge in einer Woche wiederkommen. Das ist uns strikt untersagt. Also bitte, werde ich damit rechnen können, dass sie nach fünf Minuten mit ja oder nein antworten?" Hier wäre die Binsenwahrheit anzufügen, dass, wenn eine Firma keine Zeit zum Überlegen bietet, sie Böööööses im Schilde führt! Ganz gleich, was sie vertreiben will. Ob Staubsauger oder Lexika."

  • Bewertung: ***

Experiment: Ungenehmigtes Sammeln mit der Sammelbüchse

  • Details: Shake a Tail Feather ("Shake it, shake it, shake it, baby") in flotter Instrumentalversion zu Großaufnahmen der scheppernden Sammelbüchse, "Familien-Selbsthilfe"; Passanten und angesprochene Menschen an der Haustür stecken ohne zu Überlegen Geld rein
  • Besonderheiten: Experiment nur mit Musik unterlegt, keine Dialoge, erster Auftritt von Peter Hohl als Spendensammler.
  • Bewertung: *

Bemerkungen

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