VF 049 (Sendung vom 26.11.1975)
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Filmfälle
Gauner nutzen Schulprobleme
- Details: Schule-Aus an Grund- und Hauptschule im hessischen Schwalbach am Taunus; Mann und Frau verteilen Nachhilfe-Handzettel an die Schülerinnen und Schüler; "Verein für Förderkurse" bietet Lehrgänge in Deutsch und Rechnen an; beide Werber wenige Tage später unterwegs von Haus zu Haus; erkundigen sich bei Nachbarin nach Familien mit schulpflichtigen Kindern; sitzen bei Eltern von Brigitte Schlosser im Wohnzimmer; Mutter hat Bedenken wegen Nachhilfe – "Was sollen denn die Nachbarn sagen? Die glauben ja, die Brigitte geht in so 'ne Art Hilfsschule."; Angst machen vor schlechtem Schulabschluss und damit verbundenen späteren schlechten Berufschancen; Werber nennen Namen von Nachbarskindern, die sich angeblich auch schon zum Kurs angemeldet haben. Kosten: Anmeldegebühr 25 DM und 40 DM pro Monat; finanzielle Details eher salopp nebenbei: Monatliche Gebühr direkt an Bank überweisen, die regle das Finanzielle. Nachhilfe findet in Nebenraum von lauter Gaststätte statt; Skatrunde, Musikbox, Spielautomat; Schüler, die am Kurs teilnehmen, müssen sich Weg durch fröhliche Kneipengäste bahnen; Musik wummert, während wenig qualifizierter "Lehrer" vorliest; Kinder lachen lauthals, als betrunkene Gäste Unterricht stören. Schüler erzählen zu Hause von mieser Nachhilfe; Vater Schlosser stellt Chef des Fördervereins zur Rede; will Brigitte vom Kurs abmelden und auch nicht mehr zahlen; im Kleingedruckten des Vertrags steht allerdings, dass der Zahlungsanspruch an die Bank abgetreten ist - und die wird sich laut Fördervereins-Chef "ihr Geld schon holen".
- Darsteller: Joachim Schweighöfer als Willi Schlosser, Günter Spörrle als Chef von Förderverein, Aenne Nau als Nachbarin, Wilfried Elste als betrunkener Gast
- Zitate: "Von wegen Reklame, das gebt ihr schön zuhause Eurer Mutti!"; "Sie wollen sich doch nicht vorwerfen, dass Sie ihrer Tochter das Leben verbaut haben!"; "Pro Woche sind das gerade mal zehn Mark, das sind vier oder fünf Schachteln Zigaretten in der Woche weniger" – "Mein Mann raucht ohnehin viel zu viel."; "Für mich noch'n Bier, damit's net so staubt!"; "Der haut aber ganz schön aufn Putz, der blöde Pauker. Der hätte bei mir nicht in der Schule sein dürfen!"; "Keinen Pfennig zahle ich mehr, keinen Pfennig!" – "Wissen Sie, das ist keine Frage, die uns hier interessiert. Wir haben unser Geld. Und aus Erfahrung weiß ich, dass Sie zahlen werden."
- Musik: "Schöne Maid" (Tony Marshall), "Paloma Blanca" (George Baker Selection)
- Bewertung: ***
- Besonderheiten: Gauner nehmen lernschwache Schüler ins Visier und denken damit laut Ede schon an die "Arbeitslosen von morgen"
Ein Schwindel-Verlag bittet zur Kasse
- Details: Inhaber vom "Hibiskus-Verlag" im Ruhrgebiet fährt mit schnittigem De Tomaso Pantera ins Büro; schaltet überregional Zeitungsanzeigen, die sich an Hobby-Dichter richten: "Wir suchen Werke unbekannter Autoren für einen Sammelband zeitgenössischer Lyrik"; Gedichteschreiber schicken ihre Werke ein; bekommen dafür lobende vorformulierte Standard-Antworten, etwa "Ihre Gedichte sind es wert, immer wieder gelesen zu werden. Besonders bestechend: Wortwahl und Motorik. Sie sollten etwas in Ihr Talent investieren."; Verlag gibt sich uneigennützigen Anstrich, bittet aber zur Förderung der unentdeckten Talente um finanziellen Beitrag. Auch Schuhverkäuferin Sabine Sommer aus Heidelberg hat sich mit ihrer Poesie an den Hibiskus-Verlag gewandt; Stammkundin in Buchhandlung; Heidelberg-Panorama-Aufnahmen; Sabine Sommer in den Morgenstunden am Philosophenweg und dichtet: "Zarte Nebelschleier zwischen zusammengeduckten Häusern ... meine Träume folgen dem Rauch aus einem altersschwarzen Kamin ... schwerelos wehe ich mit ihm empor, getragen von flimmernden Sonnenstrahlen ... doch dann fasst eine Fabriksirene mit gierigen Händen nach mir ... sie zieht mich in ihren lärmenden Strudel hinab ... Träume, sagt sie, bitte nur am Wochenende". Als Verkäuferin im Schuhgeschäft hingegen trister Alltag mit mäkeliger Kundin, die am Ende doch nichts kauft; träumt beim Herbeiholen und Wegräumen der Schuhkartons von Karriere als Schriftstellerin. Sabine hebt bei der Bank einen Großteil ihrer Ersparnisse von insgesamt 240 DM ab, um davon beim Hibiskus-Verlag drei Gedichte veröffentlichen zu können; schickt Geld per Einschreiben an Verlag; dort werden dutzende Briefe mit Bargeld oder Schecks geöffnet; Gedichte wandern achtlos zum Altpapier.
- Darsteller: Brigitte Böttrich als Sabine Sommer, Hans-Rudolf Stein als Inhaber Hibiskus-Verlag
- Zitate: "19,80 DM ... das ist aber teuer! Das ist doch nur ein ganz einfacher Pappeinband." – "Ja, das liegt an den geringen Auflagen bei diesen modernen Sachen. Wenn Sie was von Rilke haben wollen, das gibt es schon ab eine Mark und sechzig."
- Bewertung: ***
- Besonderheiten: Ede stellt trocken fest: "Menschen, die Gedichte schreiben, sind selten kühle Rechner. Sie gehören meist zu den Idealisten. Und sie hören es naturgemäß nur zu gern, wenn ihnen jemand sagt, dass gerade ihre Werke von besonderem künstlerischem Wert sind."; sensationelle Traumsequenz, in der sich Sabine Sommer als erfolgreiche Lyrikerin bei einer gut besuchten Lesung sieht, untermalt von Harfenklängen.
Kreditfirmen und der Trick mit der Bürgschaft
- Details: Bauarbeiter Hubert Michel hat sich mit Eigenheim finanziell übernommen; Flaute auf dem Bau, deswegen keine Überstunden mehr; Freund Jupp bekommt für Elektroarbeiten noch über 4.000 DM, wurde aber diesbezüglich schon mehrfach von Hubert vertröstet; Freundschaft hat dadurch Knacks bekommen; Ehefrau Ingrid weint ob der finanziellen Probleme; Zeitungsannonce verspricht Kredit zu günstigen Konditionen; Informationen anfordern, Vertreter Pohl kommt vorbei und verspricht problemlose Kreditzusage über 8.000 DM, allerdings wäre für die Kreditsumme ein Bürge nötig; da die Michels keinen haben, empfiehlt Vertreter ein Möbelhaus, das unbürokratisch bürgen könne; allerdings nur für Kunden, also müsse dort erst mal bestellt werden; Vertreter hat natürlich Katalog dabei; Michels kaufen fürs zukünftige Kinderzimmer u. a. Etagenbett, Regal und Schrank; Vertreter schwatzt den Michels auch noch Restschuld-Versicherung auf; er kassiert damit unter dem Strich Provisionen für Kreditvermittlung, Möbelverkauf und Versicherung; Möbel und Kredit kommen bald darauf, aber Herr und Frau Michel haben keine rechte Freude mehr daran: Möbel völlig überteuert und Kredit war alles andere als günstig; Ede: Für 8.000 DM Kredit mussten Michels in den Folgejahren 16.000 DM zurückzahlen
- Zitate: "Ich wüsste da vielleicht einen anderen Ausweg." – "Ja ... was denn?" – "Ja, wissen Sie, ich kenne da eine Firma, eine Möbelfirma, die hat in solchen Fällen schon öfter mal Bürgschaften übernommen." – "Was, die bürgen für fremde Leute?" – "Ja, aber verständlicherweise nur für Leute, die sie kennen, also praktisch für ihre Kunden." – "Tja ... aber das sind wir doch nicht." – "Na, das ist nicht so schlimm, das können Sie doch werden. Sie kaufen einfach ein paar Möbel bei denen und wir erhöhen den Kredit um die Summe, die Sie dafür brauchen."; "Der Kerl hat uns richtig reingelegt. Und alles nur wegen dem blöden Kredit."
- Bewertung: **
- Bemerkungen: Verzweifelter Hubert wird gut gespielt; Ede spricht von "jungen Leuten", Hubert und seine Frau sind aber mindestens 40.
Experiment: Feuerlöscher-Kontrolle
- Details: Bernd Schröder mit selbstgebasteltem Fantasie-Ausweis und altem Feuerlöscher im Auto; "Amtliche Prüfstelle für Feuerlöscher" im Auftrag der Brandversicherung; Schröder wird in Wohnungen gelassen, dort hängt er im Keller Feuerlöscher ab; Gerät angeblich nicht mehr in Ordnung; Brandversicherung müsse informiert werden; für 40 DM bietet er sofort Ersatzgerät an; die meisten schlagen zu; die Geräte sind aber entweder der Alt-Löscher, der im Haus vorher mitgenommen wurde oder sogar der gerade abgehängte Feuerlöscher, der nur kurz vor den Blicken der Hausbesitzer verborgen mit einem feuchten Lappen abgewischt worden ist. Nur ein Hausbesitzer spielt nicht mit: "Wissen Sie, ich bin da skeptisch - weil das kommt immer beim Herrn Zimmermann." Da muss sogar Ede schmunzeln!; Trick bereits als Filmfall in der Sendung vom 08.12.1967 gezeigt
- Bewertung: **
Aktuelle Kurz-Warnungen
- In Inseraten wird für Jobs als PKW-Testfahrer geworben (fabrikneue Fahrzeuge). Wer sich meldet, erhält "hektografierten Brief" und Arbeitsvertrag-Vordruck. 37,50 DM werden vorab fällig zur "Überprüfung der Zuverlässigkeit und des Leumunds". Wer das Geld anweist, hört nie wieder etwas von der Firma.
Bemerkungen
Vorherige Sendung: VF 048 (Sendung vom 15.10.1975)
Nächste Sendung: VF 050 (Sendung vom 18.02.1976)
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