VF 036 (Sendung vom 12.08.1972)
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Filmfälle
Unseriöse Unfallhelfer
- Details: Auffahrunfall auf Autobahneinfahrt nahe Frankfurt. Niemand verletzt, Schuldfrage eindeutig, Polizei in verkehrsweißem Opel-Streifenwagen belässt es bei Verwarnungsgeld. Buchhalter Werner Grossmann und Ehefrau sind Geschädigte des Unfalls, müssen Auto wegen blockierter Hinterräder eilig abschleppen lassen, Kinder warten allein zuhause. Abschleppwagen trifft überraschend schnell ein, kam "zufällig" an Unfallstelle vorbei, stammt in Wirklichkeit von Firma, die Polizeifunk mithört. Fahrer hängt Grossmanns Wagen an Haken unter Hinweis auf Kostenübernahme durch Versicherung. Schlägt Service von Leihwagenfirma vor, wofür Abschleppdienst von dieser dicke Provision erhält. Leihwagenfirma kümmere sich um alles, hole sich dann Geld von Versicherung. Herr Grossmann ist erst seit zwei Jahren Autofahrer, mithin "unerfahren" und deshalb froh, dass ihm Firma Erledigungen abnimmt. Er unterschreibt Vertrag ohne nähere Aufklärung über Modalitäten bei Unfallabwicklung, nimmt daher einen zu großen Leihwagen, den Versicherung nicht voll erstatten wird. Ihm wird außerdem die Beauftragung eines Anwalts und ein Kredit, aus dem vorzuschießende Kosten bezahlt werden, untergejubelt. Autoreparatur wird dann ohne Wissen Herrn Grossmanns zwischen mehreren verfilzten Akteuren aus Leihwagenfirma, Werkstatt und Gutachter beauftragt, über Kreditantrag verdienen auch Bank und Kreditvermittler mit. Reparatur zieht sich unnötig in die Länge, wovon wiederum Leihwagenfirma profitiert. Später erhält Herr Grossmann Endabrechnung des Anwalts gegenüber Versicherung sowie danach Aufforderung, 2.500 DM an eine Bank zu zahlen. Rechtsanwalt, im vor Akten überquellenden Büro, erklärt ihm, dass Versicherung bei Ausgleich von Reparatur und Leihwagenkosten deutliche Abstriche machte, da unverhältnismäßig teuer bzw. viel zu lange genutzt. Zu allen Fragen bestehen feste Richtlinien der Gerichte, daher rechtlich kaum Chancen, mehr herauszuholen. Alle Rechnungen sind durch Kredit bereits bezahlt, Herr Grossmann muss nun aber Kreditsumme ausgleichen, welche nicht von Versicherung übernommen wurde. Er ist empört, fühlt sich getäuscht, will nicht zahlen, hat aber mit Kreditantrag auch Lohnpfändung zugestimmt, so dass Bank die 2.500 DM auf jeden Fall bekommen wird.
- Darsteller: Dieter Möbius als Werner Grossmann, Imogen Maria Coupke als Frau Grossmann, Peter Martin Hollmann als Abschleppfahrer, Hans Otto Ball als Leihwagenfritze, Kurt Wolfinger als Rechtsanwalt
- Zitate: Abschleppfahrer: "Ach was, Leihwagenfritzen haben doch nen Unfallkundendienst. Da brauchen Sie gar nix zu bezahlen."; "So ... und wenn Sie jetzt bitte hier unterschreiben wollen, dann sind Sie alle Sorgen los. Das ist der Leihvertrag für den Mietwagen ... das ist die Vollmacht für den Rechtsanwalt und hier der Kreditantrag für die Finanzierung."; "Und ich muss mich dann um nichts mehr kümmern?" – "Um nichts!"
- Bewertung: *** Klassiker
- Besonderheiten: Es handelt sich nicht um klassische Präsentation einer Betrugsmasche, sondern um eine Art Collage verschiedener Möglichkeiten, wie Unfallsituation zu Lasten Geschädigter genutzt werden kann. Ede erklärt deshalb anfangs, warum Thema dennoch in Sendung gehört: Grenzen zu unseriösen Akteuren in diesem Bereich sind sehr fließend geworden, Benachteiligung betroffener Autofahrer hat sich zum System verfestigt. Edes Tipp: Bei Unfällen Dienstleister oder Anwälte nicht aufdrängen lassen, sondern selbst auswählen, um Überblick und Kontrolle zu behalten. An der Scheibe des "Autoverleihs" ist deutlich zu lesen, wer in den Räumen eigentlich residiert: Das "Wiesbadener Wochenblatt".
Gewagte Doppelrolle einer Frau
- Details: Cornelia Funkmann, Ehefrau eines renommierten Psychiaters, kommt zur Beratung zu Juwelier Thomas Engel. Lässt sich Brillantcolliers vorführen als Geschenk zum 10. Hochzeitstag, entscheidet sich zielsicher für teuerstes Stück mit Smaragden und Diamanten um 183.000 DM. Bittet Juwelier, das Collier alsbald bei Funkmanns vorzuführen, um vielbeschäftigtem Professor eigene Ansicht zu ermöglichen. Die Frau fährt kurz darauf beim Professor vor, ist aber in Wahrheit gar nicht Dame des Hauses, hat sich dort vielmehr als Frau des Juweliers Engel eingeführt. Tischt in der Sprechstunde Geschichte von nervlicher Überanstrengung des Juweliers auf. Der habe nachts Fieberträume von teuren Colliers, schrecke schweißgebadet auf. Wolle sich jetzt endlich in ärztliche Behandlung begeben. Beide vereinbaren Termin für Herrn Engel am übernächsten Nachmittag. Frau ruft dann wieder beim Juwelier an, lädt ihn zu gleicher Zeit am übernächsten Tag zur Vorführung des Colliers beim Professor. Als der Tag kommt, fahrt Frau mit gepackten Koffern im Taxi zum Psychiater, gibt dort vor, auf nachkommenden Herrn Engel warten zu wollen. Als dieser eintrifft, fängt sie ihn an Tür ab - jetzt wieder in der Rolle als Frau Professor - und bittet, Collier für Ehemann gleich anlegen zu dürfen. Herr Engel ist einverstanden, Frau verlässt daraufhin den Raum, flüchtet sofort zum bereitstehenden Taxi Richtung Flughafen. Juwelier bleibt im Wartezimmer zurück, wird vom Professor zum Patientengespräch hereingerufen. Faselt von Collier, Psychiater hält dies zunächst für Ausdruck seiner beruflichen Fixierung. Als Männer sich als Opfer internationaler Betrügerin erkennen, ist Frau bereits ins Ausland gelangt, schließlich in Paris untergetaucht.
- Darsteller: Ruth Gehrke als Cornelia Funkmann/Frau Engel, Walter Stickan als Juwelier Engel, Karl Rudolf Lieke als Professor Funkmann
- Zitate: "Sagen Sie, wie lange haben Sie das Geschäft jetzt schon?"; "Ja wieso? Ich habe das Geschäft von meinem Vater übernommen. Er ist 1943 gestorben."; "Ja. Und sagen Sie, wie lange haben Sie eigentlich keinen Urlaub mehr gemacht?"; "Ich verstehe Sie nicht. Was hat denn das mit dem Collier zu tun?"
- Besonderheiten: Masche wirkt in gezeigter Fassung äußerst spekulativ, wird aber laut Ede "mit kleinen Abweichungen" immer wieder einmal erfolgreich angewandt. Echten Namen der Betrügerin habe Polizei nie feststellen können.
Schlussszene mit Arztgespräch ist im Stil einer Verwechslungskomödie inszeniert, Krönung ist Walter Stickans irritierter Blick am Ende.
Bei der ersten Einstellung, in welcher die Betrügerin zu Hrn. Dr. Engel geht, spiegelt sich die gesamte Crew im Milchglas; man sieht klare Schemen des Kamera- und des Tonmannes, wie sie hinter der Schauspielerin hergehen. - Bewertung: *** Klassiker
Briefmarkenhandel in Heimarbeit
- Details: Frührentner Paul Hofmann (58) aus Mannheim interessiert sich für Inserat: 500 DM Nebenverdienst im Monat für Zählen und Abpacken von Briefmarken. Musste Beruf als Tischler wegen Beinverletzung aufgeben, will schmale Rente aufbessern. Frau verdient als Haushaltshilfe etwas dazu, aber Ehepaar hat auch Zusatzkosten für Versorgung der zwei Söhne von geschiedener Tochter. Enkel müssen Küchentisch räumen, wenn Opa "wichtigen Brief" aufmacht. Heimarbeitsfirma bietet an, Fernlehrgang zum Behandeln von Briefmarken sowie 1 kg unsortierte Marken zum Waschen, Sortieren, Abpacken zu schicken. Zahl der Sammler steige immer weiter, Lehrgang liefere nötige Info zu preiswerter Beschaffung weiterer Marken. Ehefrau will ihn nicht abhalten, Herr Hofmann ist optimistisch und bestellt für 60 DM; merkt nicht, dass im Angebot Absatzwege für gelieferte Marken offen bleiben. Bald bringt Briefträger Nachnahmesendung. Lehrgang "Heimverdienst durch Briefmarken" enthält überraschende Information, dass Firma selbst nur 5 DM für Rücknahme der verpackten Marken bietet. Um versprochenen Verdienst zu erzielen, muss Herr Hofmann selbst Käufer suchen. Will sich an Briefmarkengeschäfte oder sonstige Einzelhändler wenden. Ehefrau kommen jetzt Zweifel, glaubt, dass Händler bereits über feste Lieferanten eingedeckt sind. Herr Hofmann klappert Geschäfte ab und erhält nur Absagen: Schreibwarenhändler erklärt ihm, dass Tütenverpackung der Heimarbeitsfirma gegenüber Klarsichtfolien nicht mehr konkurrenzfähig ist. Außerdem ist Preisvorstellung Herrn Hofmanns nicht realistisch. Er geht traurig davon, muss erkennen, dass Arbeitsaufwand umsonst war und 60 DM Bestellkosten verloren sind.
- Darsteller: Ellen Waldeck als Frau Hofmann, Wolfgang Borchert als Schreibwarenhändler
- Zitate: "Also, ich weiß nicht, Paul, die werden doch nicht ausgerechnet die Marken bei dir kaufen, nich ... die haben doch schon alle ihre Lieferanten, oder?!"; "Mit Ihren Tüten da ist wirklich nicht viel Staat zu machen."; Studio-Ede: "Seriöse Heimarbeitsangebote sind leider selten, auf jeden Fall seltener, als sich viele Leute vorstellen und wünschen".
- Besonderheiten: Ede mahnt einmal mehr zur Vorsicht bei Arbeitsangeboten, bei denen Geld im Voraus eingesetzt werden muss.
- Bewertung: **
Experiment: Falsche Fernsehmonteure
- Details: Günter D. Alt und Mitarbeiter geben in Köln vor, im Auftrag der Bundespost defekte Röhren in Fernsehgeräten zu suchen. Röhre beeinträchtige eigenes Gerät nicht, zerstöre aber durch Abstrahlung andere elektronische Geräte. Günter schürt Angst vor Haftungsrisiken. Hantiert etwas an Fernseher, zeigt dann mitgebrachte alte, vermeintlich ausgetauschte Röhre vor und kassiert 13 DM. In zwei Wohnungen erfolgreich, bei drittem Opfer ist Fernseher wirklich defekt und Kundendienst schon angefordert. Mitarbeiter geben sich hier spontan als bestellte Techniker aus und transportieren teures Gerät (2.500 DM) mit Unterstützung des Eigentümers ab.
- Zitate: Off-Ede: "Wendig wie echte Gauner hatten unsere Mitarbeiter sofort geschaltet und den Mann in dem Glauben gelassen, sie seien die richtigen, bereits bestellten Fernsehtechniker".
- Besonderheiten:
- Bewertung: ***
Bemerkungen
Vorherige Sendung: VF 035 (Sendung vom 06.05.1972)
Nächste Sendung: VF 037 (Sendung vom 02.12.1972)
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