VF 023 (Sendung vom 12.07.1969)
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Einleitung
Warnung vor falschen Uhren und Goldwaren
- Details: Ede beginnt mit Studio-Info über vorwiegend Südländer, die an Haustüren Schweizer Uhren und Goldschmuck mit falschen Markenzeichen/Goldstempeln anbieten. Brauchen angeblich Bargeld für Rückreise in Heimat. Schmuck in Wahrheit nur aus Kupfer mit dünner Goldauflage, was auch schnell sichtbar wird. Edes Tipp: keinen Schmuck bei Unbekannten oder im Urlaub am Straßenrand kaufen. Solcher Hausierhandel in Deutschland überdies verboten.
- Zitate: Ede: "Schon unsre Großeltern sind zum Beispiel mit wertlosen Uhren und Talmischmuck hereingelegt worden."
- Bewertung: **
Filmfälle
Unseriöse Programmiererschulen
- Details: Ede kommt zurück auf Beitrag aus Vorjahr zu Programmiererschulen: Auf Arbeitsamt im Ruhrgebiet tummeln sich ältere Männer, jüngere Arbeitslose gibt es in Hochkonjunktur kaum mehr. Ex-Bergmann Helmut Schwarze, 52 Jahre, muss beruflich umsatteln, nachdem Zeche geschlossen wurde. Viele sind in ähnlicher Lage, sorgen sich um berufliche Zukunft, sind empfänglich für Handzettel einer Programmiererschule ("Der Beruf der Zukunft") mit Gutschein für kostenlose Beratung. Hinter den Kulissen wirbt Inhaber der Schule derweil in Gaststätte seine "Studienberater" erst an: Sind abgebrühte Vertreter mit Erfahrungen aus verschiedensten Branchen. Inhaber brieft seine Leute zu Kundengespräch, setzt auf Wirkung von Ratenzahlungen, die recht harmlos erscheinen. Kunden sollen immer bestärkt werden, den Stoff problemlos bewältigen zu können. Inhaber sichert sich juristisch ab, weist ausdrücklich auf unzulässige Verkaufstricks hin, u.a. Aussagen zu Berufsperspektiven und mündliche Nebenabreden. Damit wird aber zugleich suggeriert, dass Vertreter solche Tricks - auf eigene Gefahr - anwenden könnten. So geht Meute mit Kaufvertragsformular (kein Rücktrittsrecht) und harten Bandagen auf Bauernfang, spielt Schwierigkeit der Ausbildung herunter, verspricht rosigste Verdienstmöglichkeiten etc. Auch für Herrn Schwarze sei die Ausbildung bei seinen Zeugnissen und Lebenserfahrungen ein Kinderspiel. Er unterschreibt Vertrag, muss aber bald feststellen, dass er anspruchsvollem Unterricht nicht folgen kann. Bei seriösen Schulen wäre er schon im Eignungstest gescheitert, vgl. wiederum Vorbeitrag. Viele Schüler geben vorzeitig auf, nur 8 von 1.700 Teilnehmern in letzten zwei Jahren haben Klassenziel der Schule erreicht. Für alle anderen ist volle Kursgebühr von 2.000 DM mangels Rücktrittsrechts verloren.
- Darsteller: Wolf-Dietrich Berg als Schulinhaber, Wolfgang Kaus als Vertreter #1, Heinz Ostermann als Vertreter #2, Günther Hüttmann als Vertreter #3
- Zitate: Vertreter-Ass fragt Inhaber: "Wie viel ist denn drin bei Ihnen? Ich bin Umsatz gewöhnt, Kinkerlitzchen laufen bei mir nicht. Ich mache 50 Mille im Jahr, Feriengrundstücke"; Inhaber zu anderem Vertreter: "Ich habe auch mal als Vertreter angefangen. Heute fahr ich einen 300er. Wie sieht's denn bei Ihnen aus?" "Ich hab nen Kapitän".
- Besonderheiten: Ede erläutert, dass Programmiererausbildung eher Spezialisierung auf Basis kaufmännischer/technischer Grundausbildung darstellt. Firmen bewältigen technische Umstellungen meist mit vorhandenem Personal, suchen keine Quereinsteiger. Wesentliches Kennzeichen seriöser Schulen ist vertragliches Rücktrittsrecht, mündliche Abreden gelten im Zweifel nichts.
- Bewertung: ***
Auskunftsgebühr für geschenktes Einfamilienhaus
- Details: Junger Mann setzt in Frankfurt Anzeige in Immobilienteil überregionaler Zeitung: Einfamilienhaus mit umlaufendem Balkon auf großem Grundstück soll demjenigen geschenkt werden, der alleinstehende ältere Hausbesitzerin betreut. Familie Lechner in Karlsruhe sieht die Annonce als günstige Gelegenheit, den Traum vom Eigenheim zu verwirklichen. Initiator kann schon am nächsten Tag ersten Stapel Antwortpost abholen. Bereitet identischen Serienbrief an alle Interessenten vor, firmiert darin als Auskunftei. Adressaten seien in engere Wahl gekommen, müssten jetzt auf Rückseite des Blattes Selbstauskunft über persönliche Verhältnisse erteilen. Dann könne Besichtigungstermin vereinbart werden. Für Bearbeitung der Auskunft werden sofort 18,50 DM Gebühr per Postanweisung verlangt. Auch Frau Lechner zahlt, wie viele andere, Summe prompt ein, um Chance auf Haus zu wahren. Familie träumt jetzt erst recht von geräumiger Immobilie (beschwingte Hintergrundmusik!). Wochenlang quittiert Betrüger massenweise Postanweisungen. Er verschwindet, bevor es mit versprochenen Besichtigungsterminen ernst wird. Geprellte haben keine Beweismittel in der Hand, da Anschreiben mit der Selbstauskunft auf Rückseite zurückgeschickt werden musste.
- Darsteller: Rudolf Voss als Betrüger Hans Birner, Sven Sawade als Herr Lechner
- Zitate: Täter beim Quittieren der Auszahlungen: „Da wird einem ja die Hand von lahm!“
- Besonderheiten: Ede fragt Dr. Windolf als Kenner der Auskunfteibranche nach Kriterien für seriöse Unternehmen. Der muss daraufhin erstmal tiefen Zug aus der Ziggi nehmen: Sicheres Kennzeichen ist Gebührenfreiheit von Selbstauskünften. Zahlen muss nur, wer Auskünfte von anderen will. Leider ist Bezeichnung „Auskunftei“ nicht gesetzlich geschützt, daher Spielraum für schwarze Schafe vorhanden. Dr. Windolf empfiehlt, sich an langjährig etablierte und daher vertrauenswürdige Institutionen zu halten.
Betrüger verfügt über mobilen Matrizendrucker mit Handkurbel; den hätten Opfer gebraucht, um seinen Brief zu kopieren. - Bewertung: ***
Unseriöse Nähschulen
- Details: Ilse Kranach veranstaltet beim Kindergeburtstag ein laut Off-Ede lustiges Gesellschaftsspiel (Reise nach Jerusalem zu „Fuchs, Du hast die Gans gestohlen“). Klein-Hannelore ist nicht zu schlagen, soll sich mit Schoko-Belohnung ja nicht neues Kleidchen schmutzig machen. Frau Kranach bewundert von Hannelores Mutter genähtes Kleid, denkt an Einsparpotentiale bei Kinderbekleidung. Nähmaschine besitzt sie bereits, bräuchte aber Kursus, um richtige Bedienung zu erlernen. Kurz danach zeigt ihr Hannelores Mutter Zeitungsannonce von Nähschule aus Frankfurt. Frau Kranach fordert Prospekt an, statt dessen kommt elegant gekleidete Vertreterin ins Haus. Die bietet einjährigen umfassenden Nähkurs samt Material und Beratung durch Schneiderin für 36 DM. Auf Nachfrage stellt sich raus, dass es 36 DM im Monat sind zuzüglich Anzahlung, bei Barzahlung insgesamt 455 DM. Vertreterin überzeugt Frau Kranach dennoch geschickt, erinnert an Bekleidungskosten, verspricht Ansehensgewinn in Nachbarschaft. Letztlich unterschreibt Frau Kranach Anmeldung, merkt nicht, dass Ablauf des Kursprogramms nicht verbindlich festgelegt wird. Monatsraten zahlt sie pünktlich, doch Nähschule findet immer Ausreden, um Leistung zu verzögern. Mit Schneiderin lassen sich keine passenden Besuchstermine vereinbaren. Als Material wird - erst, als Frau Kranach Krach macht - billigste Ware geliefert. Sie hat genug, will Zahlungen jetzt einstellen. Laut Ede ist dies eigentliches Ziel der Nähschulen, denn so wird gemäß Vertragsbedingungen meist bald gesamter Restbetrag fällig und von Nähschule eingetrieben. Dagegen könnte noch gerichtlich vorgegangen werden, meist aber wird klein beigegeben und gezahlt.
- Darsteller: Eva Zeidler als Hannelores Mutter, Karl Supper als Ladenbesitzer, Ruth Gerke als Vertreterin
- Zitate: Ede im Vorspann: „Von der Polizei und der Justiz, und das muss ganz allgemein hier einmal gesagt werden, kann der Staatsbürger heute viel weniger Schutz erhalten, als gemeinhin angenommen wird.“ Frau Kranach auf dem Weg nach Jerusalem: „Ach, Ivo, Du musst ja ausscheiden!“
- Besonderheiten: Laut Ede ist dies neue Masche eines Frankfurter Pärchens, das seit Jahren von Betrugsgeschäften mit Schwindelfirmen lebt. Wegen Berufung gegen erstinstanzliche Haftstrafe sind die beiden wieder frei, können derzeit ungehindert weitermachen.
Bemerkenswert ist, dass Ehemann(?) und drei Kinder der Frau Kranach praktisch nicht im Film vorkommen. - Bewertung: ***
Experiment: Frühstücksdienst kassiert ab
- Details: Zwei Mitarbeiter klingeln sich in weißen Kitteln und mit selbstgemachtem Firmenstempel auf Antragsformular durch Frankfurt-Sachsenhausen und bieten täglichen Frühstücksservice mit Brötchen, Eiern und Milch an. Abgerechnet wird angeblich wöchentlich, für die erste Woche werden daher gleich bei Bestellung kleinere DM-Beträge vorauskassiert. Frühstücksdient lässt danach nichts mehr von sich hören, Firma existiert überhaupt nicht. Teils wird Angebot im Experiment dankbar angenommen, z.B. von neu zugezogener Familie, mehrere andere haben aber keinen Bedarf.
- Zitate: Mitarbeiter: "Ganz normale Brötchen. Die nennt man hier in Frankfurt Wasserwecken." Ede: "Trotzdem hat unser Experiment gezeigt, dass ein hübscher Betrag zusammenkommen kann, wenn so ein Frühstücksmann den ganzen Tag unterwegs ist."
- Besonderheiten: Ede möchte mit Ausstrahlung dem noch nicht sehr alten Trick Riegel vorschieben. Er rät, Bestellungen bei Unbekannten möglichst erst nach Erhalt der Ware zu bezahlen.
Das Abklappern von Wohnungen eines Hochhauses wird einfallsreich durch Schnitte quasi im Zeitraffer und mit jazziger Musik gezeigt. - Bewertung: **
Bemerkungen
Vorherige Sendung: VF 022 (Sendung vom 26.04.1969)
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