Die nächste Sendung läuft am 17. April 2024 um 20.15 Uhr im ZDF!

VF 060 (Sendung vom 29.07.1978)

Aus Aktenzeichen XY ... ungelöst - Wiki

Filmfälle

Ein Kredit, der keiner ist

  • Details: Karl-Heinz Wuttke wurde auf Zebrastreifen angefahren, liegt schwer verletzt mit Brüchen und Kopfverletzungen im Krankenhaus. Nach sechs Wochen ist er auf Weg der Besserung. Ehefrau und Söhne Harald und Erwin besuchen ihn, Familie spricht viel über Zeit nach Entlassung. Herr Wuttke befürchtet, dass er in erster Zeit zuhause noch nicht richtig laufen kann, stark auf Auto angewiesen sein wird. Beste Entlastung wäre Automatikgetriebe, das aber nun mal nicht vorhanden ist. Auf Rückfahrt überlegen Frau Wuttke und Söhne, dass es wirklich Zeit für anderes Auto wäre, derzeitige alte Mühle wohl für mindestens 1.000 DM in Zahlung gegeben werden könnte. Harald hat über Klassenkamerad Verbindung zu Werkstatt, die auch Gebrauchtwagen für 4-5.000 DM handelt. So reift Wunsch, Herrn Wuttke zur Entlassung aus Krankenhaus mit besserem Wagen zu überraschen. Frau Wuttke kramt dazu Postwurfsendung von Firma Burgfinanz heraus, die Hausfrauen Sofortkredite ohne Unterschrift des Ehemannes, ohne Bürgen verspricht. Findet, dass bei Sparkasse immer so viele Fragen gestellt werden, geht deshalb zu Burgfinanz. Büro befindet sich in Hinterhof, macht innen aber gediegenen Eindruck. Frau Wuttke erklärt ihr Anliegen, bekommt von Mitarbeiterin rechtzeitige Auszahlung in Aussicht gestellt, muss einige Fragen zu Personalien und Familieneinkünften beantworten. Mitarbeiterin empfiehlt, Sicherheitspuffer für Gebrauchtwagenpreis einzukalkulieren, Kredit auf mindestens 5.000 DM anzusetzen. Rechnet vor, dass dies bei 48 Monaten Rückzahlungsdauer und monatlich 0,32 Prozent Zinsen zu monatlicher Belastung von rund 150 DM führen würde. Frau Wuttke hält das für machbar, muss gleich 48 DM Bearbeitungsgebühr entrichten, unterschreibt dann aber "Vermittlungs-Vertrag für Barkredit", ohne ihn richtig durchzulesen. Harald hat inzwischen erfahren, dass Werkstatt grade brauchbare Audi 80, Opel, Simca mit Automatik anzubieten hätte. Frau Wuttke hat zweiten Termin bei Burgfinanz, ist hoffnungsvoll gestimmt, wird aber herb enttäuscht: Erfährt, dass Firma Kredite nicht selbst vergibt, sondern nur vermittelt. Alle Banken hätten Kreditanfrage abgelehnt, obwohl Familie laut Frau Wuttke keine Schulden hat. Mitarbeiterin bietet an, es nochmal versuchen zu können, Frau Wuttke müsse aber erstmal Courtage von 6 Prozent, d.h. 300 DM, für ersten Versuch bezahlen. Mitarbeiterin kann dazu auf Geschäftsbedingungen verweisen, die Frau Wuttke mit Unterschrift unter Vertrag anerkannt hatte.
  • Darsteller:
  • Zitate: "Das ist überhaupt kein Problem. Bei uns brauchen sie keine Unterschrift von ihrem Mann. Es sei denn, sie wollen 100.000 Mark haben."
  • Besonderheiten: Ede erklärt, dass es Firma offensichtlich nur auf Kassierung von Gebühren ankam. Klage von Frau Wuttke hätte nach neuerer Rechtslage durchaus Aussicht auf Erfolg. Da sich Beweisfragen aber nie ganz sicher einschätzen lassen, bestünde Risiko, auf zusätzlichen Gerichts- und Anwaltskosten sitzen zu bleiben. Da Firmen gezielt Frauen ansprechen, die Geld ohne Wissen des Ehemannes bekommen möchten, gehen Opfer auch aus diesem Grund nur selten gegen Betrüger vor.
    Potentiell fragwürdige Motive für diskrete Geldbeschaffung durch Ehefrauen werden sendungstypisch äußerst sorgfältig ins Wohlanständige gewendet: Kredit soll für teure, schnelle Anschaffung verwendet werden, um Ehemann bei Rückkehr aus Krankenhaus überraschen zu können.
  • Bewertung: ***

Teurer Zeitvertreib

  • Details: Der 45 Jahre alte kaufm. Angestellte Herbert Lier steigt in Bremen in Intercity "Nordwind"; schnarchige Bahnansage; Lier kommt nur selten aus der kleinen Provinzstadt heraus, in der er lebt, deshalb genießt er Reise besonders; fährt mit "elegantem Intercity-Zug"; qualmt Zigarre in der 1. Klasse; zwei Krawattenmänner checken unauffällig Menschen in den Abteilen des Zuges; gehen dann zu ihm und fragen, ob er Interesse an ein paar Runden Skat hätte; Lier willigt ein, Männer stellen sich als Herr Becker und Herr Hees vor und setzen sich zu ihm ins Abteil; beide lassen Lier erst ein paar Mal gewinnen und zahlen auch vorher nicht besprochenen Einsätze an ihn (mal 3,30 DM, mal 8,80 DM); nach halber Stunde wendet sich das Blatt: Lier gewinnt kein einziges Spiel mehr, verliert erst 32 DM, dann 48 DM, ist am Ende seiner Reise in Hannover rund 200 DM los. Hat zwar Bauchgefühl, dass er betrogen wurde, kann aber nichts beweisen - und schreibt Geld deshalb stillschweigend ab. Unterdessen suchen sich Becker und Hees im Zug ein neues Opfer.
  • Darsteller:
  • Zitate: "Moment mal, spielen wird denn um Geld? - "Na, ein bisschen Salz muss doch in der Suppe sein!"
  • Besonderheiten: An Statisten wurde gespart: die selbe Dame sitzt in verschiedenen Abteilen des Zuges; Kameramann spiegelt sich des öfteren in der Fensterscheibe des Zugabteils;
  • Bewertung: ***

"Heizungsmonteure" auf Abwegen

  • Details: Anna Dörfler ist verwitwet und 72 Jahre alt; lebt allein in Mietwohnung in Westfalen; laut tickende Pendeluhr; Geldschachtel im Schlafzimmerschrank; steckt Fuffi ein, um noch frisches Gebäck zu kaufen; zwei Männer in Blaumännern cruisen in flaschengrünem Audi 80 durch die Straßen auf der Suche nach einem Opfer; Abpassen an der Haustür; einer der Männer stellt sich als Heizungsmonteur vor, der routinemäßig die Anlage prüfe; kündigt an, auch gleich bei ihr vorbeizukommen; Kollege "Willi" komme auch gleich; Rumklopfen auf Heizkörpern; schicken Frau Dörfler immer mal herum (Schüssel holen etc.) um ihr Vorgehen abzustimmen und Geldversteck zu suchen; Frau Dörfler arrangiert Gebäck und Mohrenköpfe; währenddessen entdeckt Willi die Geldschachtel und räumt sie aus; dann mit Heizköpferkontrolle natürlich schnell fertig, Anna gibt noch eine Münze Trinkgeld und bedankt sich.
  • Darsteller:
  • Zitate: "Wie wärs mit so einem 'Mohrenkopf'? So was mögen Kinder immer gern." - "Ach, da haben sie eigentlich recht.", "Die Oma da, die sollten wir mal im Auge behalten."
  • Besonderheiten:
  • Bewertung: **

Experiment: Mißbrauchte Hilfsbereitschaft

  • Details: Bernd Schröder stellt sich in Mainzer Fußgängerzone, um neu erwachtes Bewusstsein zu Gunsten Strafentlassener auszunutzen. Hängt sich Schild um: "Haftentlassener bittet um Spende für Essen und Wohnen", schüttelt Karton mit etwas Kleingeld. Bewusst ungepflegter Aufzug tut Übriges, um Hilfsbereitschaft der Passanten zu fördern. Schröder wechselt öfters Standort, sammelt genug Geld, um Hilfskasse immer wieder leeren zu können. Manche Passanten geben aufmunternden Kommentar ab, andere schauen oder äußern sich skeptisch, ein Kind stellt naive Nachfrage, hotte amerikanische Schülerinnen in Bell-bottoms bleiben sogar länger stehen, um Bernd Schild genau zu übersetzen. Insgesamt kommen in kurzer Zeit 20 DM zusammen. Trotzdem war laut Ede Bernd am Ende froh, dass unangenehmes Experiment vorbei war.
  • Zitate: Kind zu Bernd: "Sind Sie arm?" - "Ja." - "Arbeiten Sie doch!" - "Kann ich nicht."
  • Besonderheiten: Ede spricht von Hochkonjunktur dieser Masche, bei der gute und wichtige Sache in Misskredit gebracht wird. Männer, die mit solchem Schild auf Straße oder nach Gottesdienst vor Kirche stehen, segeln meist unter falscher Flagge, nutzen Zeitgeist aus. Ede verweist statt dessen auf Gefangenenhilfsvereine, deren Adressen bei Justiz- und Sozialbehörden erfragt werden können. Dorthin wurden auch Einnahmen von Bernd Schröder gespendet. Experiment knüpft an Filmfall aus vorletzter Sendung an, trägt auch denselben Titel. Was Ede Ende der 70er einen "bewusst ungepflegten Aufzug" nennt (Hut, Sakko, schwarzes Hemd, Hose, Turnschuhe) ginge heute locker als "Smart Casual" durch.
  • Bewertung: **

Bemerkungen

Vorherige Sendung: VF 059 (Sendung vom 20.05.1978)

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