Die nächste Sendung läuft am 17. April 2024 um 20.15 Uhr im ZDF!

VF 022 (Sendung vom 26.04.1969)

Aus Aktenzeichen XY ... ungelöst - Wiki

Filmfälle

Doppeltrick mit Vertreter und falschen Polizisten ("Goldbad-Badesalz")

  • Details: 81jährige allein lebende Rentnerin Anna Gruber bezieht kleine Rente und hat ein Sparbuch mit "einem bescheidenen Guthaben"; kann dadurch ihre Zweizimmerwohnung weiter behalten. Besucher klingelt und betritt auch forsch die Wohnung; kommt angeblich von Firma Goldbad, will Badesalz verkaufen, alte Dame hat jedoch gar keine Badewanne. Kauft nichts und lässt den Besucher auch nicht aus den Augen. Vertreter fragt nach Personalien und weiteren Details "für die Kundenkartei". Frau Gruber gibt diese preis, betont aber resolut, dass sie nichts unterschreibe. Besucher, der an sich eine willkommene Abwechslung war, verlässt die Wohnung. Szenenwechsel: Zusammenkunft der betreffenden Betrügerbande in Gastwirtschaft, sechs Männer, die zuerst als angebliche Vertreter ausschwärmen, dabei Daten sammeln, diese untereinander austauschen und anschließend zum zweiten Akt ausholen: erneuter Besuch bei denselben Leuten, natürlich jeweils durch ein anderes Bandenmitglied. Der zweite Besuch dann wieder bei Frau Gruber gezeigt: sie will sich gerade ausruhen, da klingelt es wieder. "Kriminalpolizei!"; kurzer Schreck, dann Frage nach erfolgtem Besuch eines Badesalzverkäufers. Das bejaht Frau Gruber natürlich. Dieser Vertreter wurde angeblich soeben verhaftet, habe "gestohlen wie ein Rabe". Stiehlt angeblich, ohne dass man es merkt. Falscher Polizist fragt nach Diebstahlschäden und veranlasst gleich Prüfung, ob etwas weggekommen sei. Stellt eine leere Geldkassette hin, angebliches Geschenk der Polizei, das jetzt in der Bevölkerung verteilt wird. Lässt Bargeld und Sparbuch der alten Dame "sicherheitshalber" in die Kassette legen, danach auch noch den Schmuck, und sogar die 20 DM aus ihrem Portemonnaie. Während er die Frau auffordert, den Schlüssel in einer Schublade "gut" zu verstecken, vertauscht er die Geldkassette mit einer leeren gleich aussehenden, und nimmt dann die volle mit. Frau Gruber kann den Austausch nicht auf Anhieb bemerken und bedankt sich noch recht herzlich bei der Polizei.
  • Darsteller: Toni Loewe-König als Anna Gruber, Rolf Pulch als Vertreter Fa. Goldbad, Gottfried Melhorn als Kriminalpolizist
  • Zitate: "Wir haben ein ganz neues Gesundheits-Badesalz. Sie werden sich fühlen wie neu geboren!" - "Wie neu geboren? Na, ich weiß nicht... Noch einmal ganz von vorne anfangen?" / Ede: "Die Täter suchen sich ganz bewusst solche Opfer aus, die in Folge ihres hohen Alters naturgemäß keine guten Zeugen mehr sind."
  • Bewertung: **
  • Besonderheiten: In der Abmoderation wird erwähnt, dass auch das Sparbuch geplündert wurde, bevor die alte Dame handeln konnte. Sie besaß dann buchstäblich "keinen Pfennig mehr". Es wird auch darauf hingewiesen, sich bei Besuchen der Polizei die Dienstmarke und den Dienstausweis ruhig genau anzusehen: Betrüger im Filmfall hatte z.B. nur Hundemarke vorgezeigt. Ede führt unterschiedliche Formen und Wappen echter Polizeimarken vor. Der nach seinem letzten Auftritt jüngst beförderte Oberregierungskriminalrat Heinz-Günter Zimmmermann vom BKA berichtet, dass der Polizei 36 Vertreter, die mit ähnlichen Tricks arbeiten, namentlich bekannt sind. Kreis der falschen Amtspersonen ist insgesamt aber noch wesentlich größer. Diese zeichnen sich durch große Gerissenheit und Anpassungsfähigkeit aus; dennoch Verwunderung des Kriminalisten, dass Täuschung trotz ständiger Warnungen immer noch funktioniert. Ede ergänzt, dass bekannte Täter dank festem Wohnsitz nach geltendem Recht nicht vor einer Verurteilung eingesperrt werden könnten und verweist auf aktuelle Diskussion zu Haftgründen (Vorbeugehaft). Hinzu kommen allgemeine Beweisschwierigkeiten bei Straftaten gegen alte Menschen.

Falscher Prüfer von der Berufsgenossenschaft

  • Details: Kleines Lebensmittelgeschäft von Arthur Friederich und seiner Frau in Ludwigshafen; eines Vormittags betritt ein bislang unbekannter angeblicher Herr Pfeiffer das Geschäft; kommt von "Berufsgenossenschaft" und will Versicherungsunterlagen prüfen; Friedrich nicht begeistert; Frau legt Unterlagen vor; "Prüfer" beschwichtigt, dass alles reine Routine sei; sein Ausweis wird nicht verlangt; Prüfung endet schnell, war jedoch nur der erste Akt einer fortgesetzten Betrugsmasche. Vor halbem Jahr war der Betrüger schon mal in Ludwigshafen; damals andere Gewerbetreibende aufgesucht, darunter Zeitschriftenhändler Bräuning; geht dort nun zum zweiten Mal vorbei, fragt nach Geschäftsgang; diesmal keine erneute Kontrolle; kündigt angebliche Umstellung der Beitragszahlung von Überweisung auf Barzahlung an; gäbe Rabatt wegen Abrundung; statt der vor Ort rasch ausgerechneten 57,60 DM müsste er bei Barzahlung nurmehr genau 50 DM entrichten. Beitragsbescheid gäbe es im Gegenzug nicht mehr. Betrüger signalisiert Eile, lässt sich die 50 DM aushändigen und den Vorgang wichtigtuend in seinem Notizbüchlein unterschreiben; kassiert in diversen weiteren Geschäften, die er früher schon mal besuchte, ebenso jeweils 50 oder 100 DM unter demselben Vorwand ein. Schwindel fliegt typischerweise erst auf, als später unerwartet doch noch die gewohnten Beitragsbescheide von der Berufsgenossenschaft eintreffen.
  • Darsteller: Werner Küffe als Arthur Friederich, Nikolaus Schilling als Herr Pfeiffer, Henny Reinheimer als Elfriede Friederich, Romano J. Merk als Wilhelm Bräuning
  • Zitate: "Hm, die in Ihren Glaspalästen, die haben wohl auch nichts Besseres zu tun!"
  • Bewertung: **
  • Besonderheit:

Betrügerischer Wäschevertreter (Bettwäsche)

  • Details: Schuhverkäuferin Karin Schöller hat Geburtstag; will insgeheim etwas früher aus dem Geschäft nach Hause; von Kollegen geschätzt; Mutter zu Hause bei Vorbereitungen zur Geburtstagsfeier; draußen steigt Kolonne betrügerischer Wäschevertreter aus einem fremden Wagen, drei Männer mit je einem kleinem Päckchen in der Hand; jeder klappert andere Straße ab; einer betritt Drogerie in der Straße von Schöllers; fragt nach angeblich vergessenem Namen der Familie "eines Freundes", wo er etwas abzugeben hätte; Beschreibung der Tochter passt ungefähr auf Karin Schöller, Angestellte hilft bereitwillig mit Familiennamen und Adresse; Besucher geht nicht direkt dorthin, sondern zur Nachbarin, sagt dort leicht veränderten Familiennamen und nennt anstehende Überraschung; Nachbarin hilft ebenfalls bereitwillig, Besucher erfährt so den Vornamen Karin; damit Besucher dann zur Mutter; angeblich von seinem Chef etwas auszurichten wegen Karin; es sei alles in Ordnung; belabert die Mutter; kommt mit der Zeit zur Sache: sein Chef hat ein Paket Bettwäsche übrig, soll Karin bekommen zum Geburtstag. Mutter überrascht; Besucher erklärt, dass sein Chef und Karins Chef gute Kumpels sind; Bettwäsche sei 1a Qualität; darf nicht herumerzählt werden, da Abgabe zum Fabrikpreis; perfektes Geburtstagsgeschenk sowie für die Aussteuer; sollte Karin früher kommen, mag Mutter sie noch auf ihr Zimmer schicken; Kolonnenführer kommt derweil als angeblicher "Chef" vorbei, Wäschepaket ins Haus von Schöllers gebracht; macht 589 DM, keine MWSt. berechnet; drängt auf Vertragsunterschrift; Karin könne auch etwas dazulegen, da "Gehaltserhöhung fällig", dann rasch aus dem Staub wegen "Termindruck". Karin kommt lediglich einige Minuten zu spät nach Hause; der Vertrag ist bereits unterschrieben.
  • Darsteller: Andreas von der Meden als Wäschevertreter Maier, Luscha Wendt als Drogeristin, Wilma Gatzke als Nachbarin, Anne-Mary Braun als Frau Schöller, Wolfgang Borchert als Herr Frank
  • Zitate: "Sie ist meine beste Verkäuferin, hat er gesagt!", "So günstig kriegt sie ihre Aussteuer nie wieder, hat er gesagt!"
  • Bewertung: *
  • Besonderheiten:

Experiment: Dachrinnenreinigung

  • Details: Peter Hohl und Kollege offerieren im Schwäbischen Haus- und Ladenbesitzern günstige Gelegenheit zur Reinigung, nachdem sie vom Nachbarhaus aus bedrohliche Verstopfung der Dachrinne wahrgenommen haben wollen. Angesprochener Gastwirt ist unwillig und außerdem in Eile, wimmelt die Männer ab. Es folgt Bäcker, der die Hilfe bereitwillig annimmt. Sobald unbeobachtet, setzen sich die Männer untätig ins Dachgeschoss und trinken Bier. Sie kalkulieren ein, dass Geschäftsinhaber keine Zeit für Beaufsichtigung haben. Lohn (10 DM) wird anschließend im Laden kassiert, mitgebrachte Ziegelscherbe effektvoll als Arbeitsnachweis präsentiert. Verkäuferin im nächsten Laden kann Hausbesitzerin nicht erreichen, will aber auch nicht selbst in Vorleistung gehen und bleibt hart. Ein Zigarrenhändler dagegen lässt sich von Dienstleistung überzeugen. Männer müssen zwar viele Treppen steigen, aber beachtliche Tageseinnahmen sind möglich.
  • Zitate: "In Ihrer Dachrinne liegen katastrophale Brocken" - "Ach wo, da is nix drin." / Off-Ede: "Denn Arbeit gehört eigentlich nicht zu ihrem Gewerbe. Es kommt den beiden nur aufs Kassieren an."
  • Bewertung: **
  • Besonderheit: Peter Hohl diesmal mit schwäbischem Dialekt, um Vertrauen der Opfer zu gewinnen. Ede stellt eine Art Unentschieden zwischen Betrügern und Versuchspersonen fest und sieht darin positive Entwicklung, zu der vielleicht auch VF kleinen Beitrag geleistet habe. Dies sei jedenfalls Ansporn, die Arbeit fortzusetzen.

Bemerkungen

Vorherige Sendung: VF 021 (Sendung vom 03.11.1968)

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