Sendung Nr.
   63
  Moderation:   
Eduard Zimmermann   
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(Nr. 62 vom 14.12.1973)
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Filmfälle

Bankraub in Osnabrück ("Renault Major")

Inhalt

  • Dienststelle: Kripo Osnabrück
  • Beamter im Studio: Kriminaloberkommissar Schimkus
  • Details: Samstag, 29. September 1973: junge Frau Lachmann in Bremen-Aarbergen will ihren blauen Renault R10 Major verkaufen; 7 Jahre alt; mehrere Roststellen mit roten "Tesastreifen überklebt"; rechter Teil der vorderen Stoßstange abgebrochen; dafür aber nur 230 DM; 5 Meter Probe(vor-)fahrt; Interessent in gelber Segeljacke will offenbar schnell billigen Wagen und handelt daher nicht; würde am liebsten gleich losfahren, Renault aber ohne Zulassung; Wagen soll laut Interessent als Autobahnbaustellenfahrzeug eingesetzt und nicht mehr zugelassen werden; Kaufvertrag mit falschem Namen; "Herr Müller aus Hamburg" holt Wagen am Abend darauf mit Bekanntem ab; Autoschlosser-Nachbar von Gegenüber unterbricht bei Anlassergeräusch wichtige Fernsehnachrichten mit Bundeskanzler-Brandt-und-Präsident-Nixon-Meldung; um sich pfeiferauchend Abfahrt des PKW anzusehen; Renault Major wird von hellem Opel Caravan begleitet; Männer schrauben 150 Kilometer entfernt in Löhne-Gohfeld bei Bad Oeynhausen Kennzeichen von parkendem Mercedes ab und montieren sie an Renault. Donnerstag, 4. Oktober: Rentner Heinrich D. fährt mit seinem PKW an grün gewordener Ampel an; wird von blauem Renault Major bös geschnitten; notiert sich erbost das in Löhne entwendete Kennzeichen in seinen Taschenkalender. Renault steuert gegen 9:20 Uhr in Osnabrück Landesgenossenschaftsbank an; 2 Männer steigen aus, einer bleibt im Fahrzeug; Prinz-Heinrich-Mütze; Männer mit Örtlichkeit offenbar vertraut; erbeuten bei Überfall hohe Summe von 354.000 DM; Kassierer kann stillen Alarm auslösen; Täter können trotzdem fliehen; rasante Fahrt teilweise im Gegenverkehr; wechseln am Domplatz Fluchtwagen; fallen auf, weil sie Renault mit herunterhängendem Nummernschild auf Gehweg steuern und fluchtartig verlassen - mit heller Tasche und zwei Sitzüberzügen. Wartender PKW-Fahrer sieht sie in hellem Opel Caravan davonrasen, merkt sich aber Kennzeichen nicht.
  • Sprecher: Wolfgang Grönebaum
  • Darsteller: Helo Gutschwager, Michel Jacot, Michaela Klarwein, Jens Scholkmann, Michael Stippel, Wolfgang Zerlett
  • Belohnung: insgesamt 32.000 DM
  • Bewertung: *
  • Status: geklärt

Nachspiel

Die Klärung wird im Zusammenhang mit einer anderen Tat in der Sendung vom 05.04.1974 berichtet. Der Bankraub von Osnabrück im Oktober 1973 gehörte zu einer ganzen Reihe von Überfällen, mit den sich eine vierköpfige Bande weitere größere Straftaten wie Sprengstoffanschläge gegen Staat und Wirtschaft finanziert hatte. Bei den Überfällen erbeutete die Bande insgesamt rund eine halbe Million DM.

Ihr Anführer, und auch einer der Täter von Osnabrück, war der Hamburger Anarchist Sigurd D., der seit 1973 in der Illegalität lebte und mutmaßlich auch RAF-Mitglied war. Eine organisatorische Zugehörigkeit zur RAF konnte ihm aber nicht belegt werden. Nach einem missglückten Raubüberfall auf die Wandsbeker Volksbank in Hamburg am 28. Februar 1974 flog die Bande auf und am 30. Mai 1975 wurde Sigurd D. ebenfalls in Hamburg zu zwölf Jahren Haft verurteilt.

Der in der Sendung vom 05.04.1974 gesuchte Helmut L. der zu diesem Zeitpunkt vermutlich das Geld noch in seinem Besitz hatte und deshalb von Ede als „der wichtigste Mann“ bezeichnet wurde, konnte im September 1975 in Amsterdam festgenommen werden. Er wurde in Hamburg "wegen Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung in Tateinheit mit Urkundenfälschung, Betrug und Begünstigung" zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt.

Einbrüche ("unbekannte Besitzer")

Inhalt

  • Dienststelle: Kripo Esslingen
  • Beamter im Studio: Kriminalhauptmeister Wolf
  • Details: über Fenster der Damentoilette in Wirtschaft einbrechen; beherzter Gastwirt
  • Sprecher: Wolfgang Grönebaum
  • Musik: "We Are Goin' Down Jordan" (Les Humphries Singers)
  • Darsteller: Sebastian Barthelmes, Hans-Christian Fredersdorf, Helmut Kircher, Alexander Miller, Gunther Möhner, Jamalohah Torabi
  • Belohnung: keine Erwähnung
  • Bewertung: *
  • Status: ungeklärt

Nachspiel

Ein Teil der Täter ist der Polizei schon bekannt. Es wird hauptsächlich nach Besitzern von verschiedenen Schmuckstücken gesucht.

Raubmord an Barbesitzer Daniel M. ("Lady-Bar-Mord")

Inhalt

  • Dienststelle: Kripo Kaiserslautern
  • Beamter im Studio: Kriminalhauptkommissar Schmucker
  • Tattag: 9. Juni 1973 (Pfingstsamstag)
  • Details: US-Garnison in der Pfalz; "Lady-Bar"; uniformierte Soldaten an Mini-Billardtischen; Landstuhl "so eine Art Klein-Las Vegas"; Bar gehört jüdischem Emigranten Daniel M. mit amerikanischer Staatsbürgerschaft; war selbst lange in US-Armee und wurde als Sergeant entlassen; als Barbesitzer zu Wohlstand gekommen, will aber Lady-Bar verkaufen; Verhandlungen mit potentiellen Käufern an der Bar; M. spricht von neuem Projekt in Garmisch, dass es aber nicht gibt; wahrer Grund für den Verkauf: wurde bedroht und will deshalb nach Israel; Schmusen auf der Tanzfläche; hat in seiner Geldkassette neben vielen Scheinen auch eine Bernardelli 7.65-Pistole; ordentlich angemeldet; schmeißt mit Geldkassette in der Hand die letzten Gäste raus; nimmt Bekannte mit, setzt sie aber vorher ab; wird von Bardame Madeleine gegen vier Uhr vor seinem Haus gesehen; eine Stunde später steigt Madeleine aus der Brause und hört zuschlagende Tür im Stockwerk über sich, wo Daniel M. wohnt; mit Handtuch im Treppenhaus; sieht niemanden, riecht aber frischen Zigarettenrauch; sieht auch niemanden auf der Straße; Zeuge beobachtet am nächsten Vormittag gegen 9 Uhr, wie sich M. vor seiner Bar mit zwei Südländern streitet; gegen 10:30 Uhr wird M. noch einmal in seinem Wagen fahrend gesehen; Freund wartet vor jüdischer Gemeinde Kaiserslautern vergeblich auf M., mit dem er gemeinsam in den Gottesdienst wollte; mittags hört Nachbarin Streit aus M.s Wohnung; dort wird er brutal zusammengeschlagen und auf dem Bett gefesselt; Räuber nimmt M. Uhr und Bargeld weg; potentieller Käufer der Lady-Bar findet M.s Leiche am Abend; starb an Schlag auf den Kopf, vermutlich mit einer Pistole
  • Sprecher: Wolfgang Grönebaum
  • Zitate: „Hier versuchen sie ihr Glück. Im Spiel und in der Liebe. Die Mädchen in der Lady-Bar sind nicht prüde. Die meisten von ihnen kommen aus dem benachbarten Frankreich und versüßen hier in Landstuhl den GI's den Feierabend.“ (Sprechertext Wolfgang Grönebaum)
  • Sprecher: Wolfgang Grönebaum
  • Musik: "Beg, Steal Or Borrow" (New Seekers), "Tu te reconnaîtras" (Anne-Marie David, ESC-Siegerin 1973)
  • Darsteller: Anne Sand (auch Anne Santini), Helmut Goren, Jürgen Wulf
  • Bemerkungen: Ede merkt in der Anmoderation an, dass den meisten von uns die Welt rund um die großen amerikanischen Garnisonen in der Pfalz fremd sein dürfte: „Seit jeher hat die räumliche Konzentration von Soldaten ihre unmittelbare Umwelt geprägt und gegenüber der übrigen Gesellschaft abgekapselt. Das ist heute im Grunde nicht anders als zu Cäsars Zeiten.“
  • Belohnung: 4.000 DM
  • Bewertung: **
  • Status: ungeklärt

Nachspiel

Der Tresorschlüssel, der im Zimmer des Ermordeten gefunden wurde, gehörte zu einem nicht mehr existierendem Bankschließfach in Basel. Das Opfer hatte es vor 20 Jahren gemietet. Nachdem ihm der Schlüssel abhanden kam, ließ er den Safe aufbrechen und mietete für den Inhalt ein neues Fach. Das berichtetet Werner Vetterli im Rückblick der Folgesendung. Die Kripo sucht Zeugen, die Auskunft über den Schlüssel geben können.

Die Studiofälle der Sendung:

  • SF 1: Aufnahmestudios München/Zürich: Dreifachmord an Zollstation in Oberriet, Fahndung nach Carlo G., vermutlich unbekannte Mittäter, zurückgelassene Gegenstände, Pistole in den Bodensee geworfen.

Geklärt: In der Folgesendung Identifizierung bisher unbekannter Mittäter, Brüder Carlo und Sergio B.; Festnahme von Carlo G. und Sergio B. in der Sendung vom 05.04.1974; Festnahme von Carlo B. und Endgültige Klärung in der Sendung vom 16.08.1974.

  • SF 2: Aufnahmestudio Wien: Fahndung nach Betrüger Werner S., Realitätenvermittler = Immobilienmakler, Vorwurf Unterschlagung von Kundengeldern, Schwindel flog auf, Flucht.
  • SF 3: Kripo Neuss: Fahndung nach Erpresser Wilfried C., Kopf einer Bande, trägt häufig Toupet, 800.000 DM erpresst, soll in Männerwohnheimen übernächtigt haben.

Geklärt: Der Gesuchte hatte sich in die DDR abgesetzt, wurde dort wieder abgeschoben und vom Bundesgrenzschutz in Empfang genommen.

  • SF 4: Kripo Frankfurt: Fahndung nach Betrüger Günter Hermann K., sucht ältere Menschen auf, soll sie um mind. 40.000 DM bestohlen haben, Einlass unter Vorwand Kontrolle Elektrischer Anlagen.
  • SF 5: Kripo Köln: Fahndung nach Räuber Horst G., Aus Gefängnis im Ruhrgebiet geflohen, bewaffneter Raubüberfall auf Juwelier, 60.000 DM Beute, spricht fließend französisch.

XY gelöst - der Rückblick

Zwischenergebnisse aus früheren Sendungen:

  • FF 3 der vorherigen Sendung: Wie bereits in der Spätsendung der letzten Sendung erwähnt, hat sich der gesuchte unbekannte Motorradfahrer nach der Sendung gemeldet. Einer der Täter, ein unbekannter Deutscher mit auffälliger Tätowierung, wird weiter gesucht. Er wurde mit ziemlicher Sicherheit erneut in Zürich gesehen.

XY gelöst

  • FF 1 der vorherigen Sendung: Klärung im Fall "Mordversuch und Sexualdelikt an kleinem Mädchen im Schwarzwald": Wenige Tage nach der Sendung konnte nach einem Zuschauerhinweis der unbekannte Mann gefunden werden, der als Kundendienst-Monteur unterwegs war.
  • SF 1 der Sendung vom 19.10.1973: Die wegen Betrug mit Schmuck und Edelsteinen gesuchte Ilse M. (51), auch "Brillanten-Ilse" genannt, stellte sich in Zürich den Behörden.
  • SF 1 der Sendung vom 15.06.1973: Heinz Ludwig W., Chef einer in Österreich und Deutschland tätigen Einbrecherbande, wurde in Wien verhaftet.

Erste Erkenntnisse (Zuschauerreaktionen in der Spätausgabe)

Filmfälle:

  • FF 1: Mehrere interessante Hinweise zum Bankraub in Osnabrück; die meisten zum erneut gezeigten Kofferradio "Bajazzo TS 101"; eine Zuschauerin besitzt ein solches Radio mit den erwähnten Beschädigungen zur Zeit; ein XY-Zuschauer aus Hamburg, der einen Hinweis zu den Tätern gegeben hatte, wird von Kriminaloberkommissar Schimkus gebeten, sich noch einmal zu melden.
  • FF 2: Viele Anrufe zu den Einbrüchen in Esslingen; einer aus Pforzheim zu der Halskette aus der Türkei, die erneut gezeigt wird; die Kripo konnte jetzt feststellen, dass diese Halskette 1972 in Pforzheim gestohlen wurde; weitere Hinweise werden überprüft.
  • FF 3: Ein besonders interessanter Hinweis zum Raubmord an Barbesitzer Daniel M. aus Norddeutschland, dass die noch einmal gezeigte Armbanduhr des Opfers vor ca. einem halben Jahr einer bestimmten Person im Milieu, in einem bestimmten Ort, zum Kauf angeboten worden sein soll.
  • FF 3 der vorherigen Sendung: Eine Zuschauerin ist sich sicher, den unbekannten Deutschen mit der erneut gezeigten auffälligen Tätowierung am rechten Unterarm zu kennen; es soll sich um einen Mann handeln, der als Rheinschiffer auch oft in der Schweiz unterwegs ist; er könnte schon bald identifiziert sein.

Studiofälle:

  • SF 1: Viele Hinweise in der Schweiz zur Fahndung nach Carlo G. nach Dreifachmord an Zollstation in Oberriet, aber noch nichts konkretes.
  • SF 2:Fahndung nach Werner S.; viele Hinweise in Österreich; einer davon ist besonders konkret; Überprüfung durch die Gendarmerie läuft noch; ein Hinweis auch aus Norddeutschland.
  • SF 3: Die Zuschauerhinweise zu Wilfried C. haben eindeutig ergeben, dass er sich in die DDR nach Merseburg abgesetzt hat; er ist damit aus der Reichweite der Behörden der Bundesrepublik; zwei Fotos von ihm, einmal mit und einmal ohne Toupet, werden noch einmal gezeigt.
  • SF 4: Zuschauer ist sich sicher, Günter Hermann K., in Frankfurt einem Zug gesehen zu haben, der von Konstanz nach Hannover fuhr; Zug ist noch unterwegs; Polizei behält ihn im Auge und hofft Hermann K. noch in der Nacht beim Aussteigen festnehmen zu können.
  • SF 5: Horst G. hat sich vermutlich nach England abgesetzt und hat sich wahrscheinlich aus London gemeldet; interpol ist benachrichtigt.

Bemerkungen

  • Werner hält vor Filmfall 1 eine scheußliche, typische 70er-Jahre-Krawatte in die Kamera.

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